Burning” war einer der auffälligsten Filme im Vorjahr in Cannes. Der seltsame Dreieck-Thriller ist inspiriert von einer Kurzgeschichte Haruki Murakamis. Der Südkroeaner Lee Chang-dong hat einen atmosphärisch dichten, raffinierten Arthouse-Thriller daraus gemacht. Protagonist Lee Jong-su ist ein unsicherer Möchtegern-Autor. Als er seine alte Mitschülerin Shin Hae-mi wieder trifft, ist er sofort von ihr eingenommen. Beziehung wird daraus keine, doch immerhin bittet sie ihn nach einer gemeinsamen Nacht im Bett, ihre Katze zu füttern, während sie auf Afrikareise ist. Dass er die Katze dabei nie zu Gesicht bekommt, ist noch das kleinste Mysterium des Films.


Immer wieder ist unklar, was Erinnerung, was Einbildung und was bewusste Lüge ist. Der Film bleibt hier ohne Effekthascherei konsequent psychologisch. Nach ihrer Rückkehr kommt der dritte Mann ins Spiel: Der fesche Ben (perfekt besetzt: “Walking Dead”-Darsteller Steven Yeun) ist ein undurchschaubarer, reicher Playboy, der Jong-su ein seltsames Hobby gesteht: er zündelt gerne an alten Gewächshäusern herum. Sein Motto: “Es gibt kein richtig oder falsch, nur die Moral der Natur”. Ob der Kick der titelgebenden Brände für den bösen Ben genug Nervenkitzel ist, bildet die Spannung der zweiten Hälfte des Films. “Burning” brennt dabei bis zum Schluss eher langsam, zunächst absichtlich unklar, in welche Genre-Richtung er wirklich abbiegt.

Ohne äußere Explosion


Vor dem Hintergrund einer kapitalistisch-desillusionierten Gesellschaft, findet der Regisseur saubere Bilder einer trügerisch urbanen Oberfläche. In einer Schlüsselszene am Bauernhof der koreanischen Grenzregion zeigt sich auch poetische Melancholie des einsamen inneren Feuers. So gesehen bringt der Film alle Facetten seines Titels zusammen. Nur Action-Explosionen gibt es bis zum Schluss keine.