Der Staub hat sich gelegt, die Totenruhe nach dem Sturm dauerte ein Jahr. „Avengers: Endgame“ setzt dort an, wo „Infinity War“ im April 2018 mit einem der brutalsten Cliffhanger der Filmgeschichte die Stopptaste drückte. Nun startet der zweite Akt des vorläufigen Schlusskapitels im Marvel Cinematic Universe, das elf Jahre aufgebaut worden ist. Das Endspiel im Titel ist also nicht zu hoch gegriffen, auch wenn die Marvel-Geldmaschine von Disney bald wieder anlaufen wird.


Fünf Jahre sind seit dem Fingerschnippen von Ober-Bösewicht Thanos vergangen. Der Einzige, der den Weg zu einem Happy End gekannt hätte, war Dr. Strange.

Seine Aussage gilt als Spoiler-Warnung: „Wenn ich dir sage, was passiert, wird es nicht passieren.“ Ganz so streng geht es – Achtung Spoiler! – im Vorspiel zum Endspiel doch nicht zu.

Nach fünf Jahren Trauerarbeit bietet sich mit der Rückkehr von Ant-Man aus dem Quanten-Raum eine Chance, die viele Fan-Spekulationen wahr werden lässt: Eine Zeitreise soll’s richten. Das Chef-Regieduo Anthony und Joe Russo erzählt die pathetischen Momente ebenso routiniert wie die komödiantischen. Nach Ostern machen sie sich auf eine Eier-Suche nach Infinity Stones in verschiedenen Vergangenheiten. Mit der neu eingeführten Figur Captain Marvel (Brie Larson) als potenzieller Dea ex Machina bleibt der an „Herr der Ringe“ geschulte Showdown unberechenbar.


Ein so komplizierter Plot als Höhepunkt, während der „Infinity War“ geradlinig geführt wurde, überrascht. Doch der Bruch mit dem linearen Crescendo ergibt Sinn. Das Marvel-Universum liebt die Selbstreferenz. 2008 begann die Neuschreibung mit „Iron Man“. Dass er nun das letzte Wort hat, ist konsequent. Wie sagt Hulk treffend: „Entweder ist alles ein Witz oder nichts.“ Die 2867 Marvel-Minuten mit Schauspielstars wie 
Robert Downey Jr., Chris Evans, Mark Ruffalo, Chris Hemsworth, Scarlett Johansson, Brie Larson oder Jeremy Renner hat er damit nicht gemeint.