Jeder kennt ihn, selbst Nicht-Kunstinteressierte: Vincent van Gogh. Der niederländische Maler ist für seine außergewöhnlichen Gemälde und sein ebensolches Leben bekannt. Letzteres rückt Regisseur Julian Schnabel ins Zentrum seines Arthouse-Dramas. „Der van Gogh dieses Films entstand direkt aus meiner persönlichen Reaktion auf seine Bilder, und nicht auf Grundlage dessen, was andere über ihn geschrieben haben“, sagt Schnabel, der selbst Maler ist.


Ein Umstand, der in jeder Sekunde des Films spür- und sichtbar ist. Schnabel hat kein klassisches Biopic geschaffen, sondern eine fiebrige Vision von van Goghs letzten Tagen. Einen Film von einem Künstler über einen Künstler. Benoît Delhomme ist dabei sein „Auge“. In impressionistischen Bildkompositionen fängt der Kameramann („A Most Wanted Man“) das Wirken eines rastlosen Visionärs ein. Um seinen Künstlerkollegen und der Enge der Pariser Großstadt zu entfliehen, zieht van Gogh in den Süden Frankreichs.

Aber auch in Arles stößt der Autodidakt mit seiner Art, die Welt zu sehen und sie auf der Leinwand festzuhalten, auf Ablehnung. Nach einem Aufenthalt in einer Nervenheilanstalt verschlechtert sich sein Zustand weiter, bis er 1890 unter rätselhaften Umständen stirbt.
Warum erschafft ein Künstler etwas, auch wenn niemand an ihn glaubt? Die Antwort liefert der von Willem Dafoe grandios verkörperte Protagonist im Film selbst: „Ich bin meine Bilder.“ Wie sein Alter Ego ist auch Dafoe ein Besessener. Für sein Rollenstudium lernte er nicht nur malen, sondern beschäftigte sich auch intensiv mit van Goghs Gedankenwelt und Briefkorrespondenz. Das Resultat kann sich sehen lassen: Wenn der Charakterdarsteller auf der Leinwand verzweifelt versucht, die Schönheit der Natur in seinen Gemälden einzufangen, spielt er nicht van Gogh, in diesen Momenten ist er es.