Die Kinder der Toten

Nichts an diesem Stummfilm nach Motiven von Elfriede Jelineks Mammutroman sollte in der Version von Kelly Copper und Pavol Liska funktionieren, Jelineks monumentales Werk sich gegen die krude Bearbeitung sperren. De facto aber ist das Werk enorm unterhaltsam, das Stilmittel der bewussten Amateurhaftigkeit mit verschwommenen Bildern und kunstvoll zerhackter Tonspur erstaunlich tragfähig. Zur ausführlichen Kritik.

Bewertung: ****

Birds of Passage

Für „Der Schamane und die Schlange“ streifte Ciro Guerra eine Oscar-Nominierung für den besten fremdsprachigen Film ein. „Birds of Passage“ erzählt von den Anfängen des Drogenhandels in Kolumbien – lange bevor Pablo Escobar in aller Munde war. Der junge Rapayet (José Acosta) verkauft 1968 Mitgliedern des US-Friedenskorps Marihuana. Aus dem kleinen Deal wird ein boomendes Geschäft. Mit dem Reichtum steigen die Probleme innerhalb des Wayuu-Clans, die sich in einem brutalen Drogenkrieg entladen. In epischen Bildern entwerfen Guerra und Co-Regisseurin Cristina Gallego ein ethnologisches Drogendrama, das die Traditionen der indigenen Bevölkerung mit der Brutalität des Drogengeschäfts verbindet.

Bewertung: ****

Shazam!

Als Bub wird Billy von seiner Mutter auf einem Rummelplatz verlassen. Er sucht sie jahrelang, während er von einer Pflegefamilie zur nächsten wechselt. Mit 14 kommt er bei einer herzigen Familie unter und freundet sich mit dem nerdigen Adoptivbruder Freddy an. Von der U-Bahn wird Billy eines Tages in ein Reich katapultiert, wo ihm ein zottelbärtiger Magier Superkräfte überantwortet. Ruft er „Shazam!“, verwandelt er sich in einen Muskelprotz (Zachary Levi) mit rotem Kostüm. Statt Leben zu retten, macht er das, was er noch nicht darf: Bier trinken, Stripclubs besuchen. Neuer, verspielter DC-Superheld, der auf die Kraft der Freundschaft setzt. Herzerwärmende Botschaften, magerer Plot der Figur aus den 1940ern. Zur ausführlichen Kritik.

Bewertung: ***

The Remains - Nach der Odyssee

Was passiert mit den Leichen ertrunkener Flüchtlinge? Ausgehend von dieser Frage, erzählt Nathalie Borgers in ihrem Dokumentarfilm "The Remains" die Geschichte des geflüchteten Syrers Farzat, der im Mittelmeer 13 Familienmitglieder verloren hat. Parallel führt die mit dem Großen Diagonale-Preis prämierte Doku auf die griechische Insel Lesbos, wo die aktuelle Flüchtlingswelle ihre Spuren hinterlässt.
Bewertung: ***

Großer Diagonale-Dokumentarfilmpreis
Großer Diagonale-Dokumentarfilmpreis © Thimfilm

Monsieur Claude 2

„Monsieur Claude und seine Töchter“ erzählte 2014 von der Gegenwart aus Sicht eines Urfranzosen (Christian Clavier), dessen Töchter einen Juden, Muslim, Chinesen und Schwarzen heiraten, und wurde zum Kinohit. Teil zwei arbeitet sich platt kalauernd an Klischees ab. Die Herren wollen Frankreich verlassen, Papa will es ihnen schmackhaft machen und bezahlt Schauspieler und andere, um im Dienste von Frankreich zu lügen. Gelbwesten-Proteste und Co.: Zu viel scheint in Frankreich politisch passiert, als dass der Humor dieses Films fruchten könnte.
Bewertung: **

Die Wiese

Sie ist Brutplatz, Nahrungsquelle und Jagdrevier: die Wiese. Filmemacher Jan Haft beleuchtet in seiner Doku das komplexe Ökosystem und rückt das Zusammenspiel von Fauna und Flora in den Kamerafokus. Hunderte Vogelarten, Heuschrecken und anderen Tieren leben zwischen farbenprächtigen Gräsern und Kräutern. Leinwandplädoyer für einen achtsamen Umgang mit der Natur.
Bewertung: ***