Die Zähne sind verfault, die Nase voller Warzen, und die Augen schielen einen an: Es ist ein abstoßendes Gesicht, in das der Filmemacher Fatih Akin („Aus dem Nichts“) seine Zuschauer in „Der Goldene Handschuh“ schauen lässt. Das Gesicht gehört Fritz Honka (kaum wiederzuerkennen: Jonas Dassler). Der Alkoholiker hatte im verrohten Hamburger Kiez-Milieu in den 70ern nachweislich vier Frauen vergewaltigt, ermordet und zerstückelt. Das Erschreckende daran: Keine dieser Frauen fehlte irgendwem. Und das ist der schaurige Abgrund, den dieser Film beinahe beiläufig ausleuchtet.


Heinz Strunk erzählte seine Geschichte, eingebettet in eine Analyse über die Wirtschaftswunderverlierer Deutschlands, im gleichnamigen Roman. Akin hat sie für die Leinwand adaptiert und konzentriert sich auf Honka und dessen brutalen Taten. Ursachenanalysen bleibt er schuldig, wofür er rund um die Uraufführung bei der Berlinale vielfach kritisiert wurde.


Eines vorweg: Für Zartbesaitete ist dieser Film nichts. Schon eingangs wird man Zeuge, wie Honka in seiner versifften Wohnung einer Frauenleiche den Kopf absägt – im Hintergrund rotiert Vinyl auf dem Plattenspieler. Der Sound zum Mord: „Es geht eine Träne auf Reisen“. In jeder Sekunde des fantastisch ausgestatteten Films ist der Mief des Milieus sicht-, hör- und riechbar. Zentrum des Plots ist die Spelunke „Der Goldene Handschuh“, in der die Gestrandeten ganze Tage damit verbringen, Oldesloer Korn aus Viertellitergläsern zu trinken, manchmal mit Fanta gemixt.


Im Universum der Untersten schleppt Honka wahllos Frauen ab. Ihre Augen sind schon tot, bevor er sie tötet. Das Frauenensemble, angeführt von der großartigen Grete Tiesel, zählt zum uneitelsten, was die Branche zu bieten hat. Ekelhaft großes Schauspielkino.