Adam McKay ist als langjähriger Schreiber bei „Saturday Night Live“ politikgeschult. Mit dem Film „Vice“ über den ehemaligen Vizepräsidenten Dick Cheney begibt er sich tief ins Herz der amerikanischen Postdemokratie. Er legt eine Charakterstudie eines paradigmatischen Machtmenschen vor, die bei allem Sarkasmus auch tragische Momente hat. Die Erzählung führt von den Anfängen unter Richard Nixon bis hinauf zum Gipfel der Macht in der Bush-junior-Ära.


Das Leben Cheneys (oscarreif: Christian Bale) ist voller shakespearehafter Symbolik, vom schwarzen, dann transplantierten Herzen bis hin zu seinen zwei Töchtern. Eine tritt in seine konservativen Fußstapfen, die andere liebt eine Frau.

McKay nimmt diese Geschenke geschickt auf und taucht sie in ein Bad scharfer Ironie. In einer genialen Szene ersetzt er den Dialog zwischen Cheney und seiner Frau durch einen aus „Richard III“. Sein allwissender kritischer Erzähler taucht immer wieder unvermittelt als bärtiger Mann auf und lüftet sein Geheimnis erst gegen Ende des Films. Die Montage ist wild, aber durchdacht.

Warum der Film empfehlenswert ist


Nie begibt sich der Film in die gefährliche Langeweile eines konventionellen Biopics. „Vice“ ist die unterhaltsame Variante der viel diskutierten Doku-Spielfilm-Hybride – oder die andere Seite der plakativen Michael-Moore-Medaille. Die kritische Haltung ist dem Film dabei in jeder Sekunde anzumerken. Mit dieser Methode machte McKay schon „The Big Short“ über die Finanzelite zu einem vergnüglichen Trip. Diesmal kann er von konkreten Menschen und dem Spiel der Politik erzählen. In der Innensicht offenbart sich die moralische Schizophrenie eines Machtpolitikers wie Cheney. Herausgekommen ist eine genial montierte, bitterböse Farce, intelligenter als so manche ernste Polit-Doku