Es ist, als stöße Joan Castleman (Glenn Close) mit ihren Augen viele stille Schreie aus. Den ersten, als sie und ihr Mann Joe (Jonathan Pryce) morgens von einem Telefonklingeln aus dem Schlaf gerissen werden. Er nimmt den Anruf aus Stockholm entgegen, sie hört am zweiten Apparat die Nachricht vom Sieg mit. Schnitt. „Ich habe den Nobelpreis gewonnen! Ich habe den Nobelpreis gewonnen!“
Mr. Castleman hüpft Sekunden später im Pyjama im Bett auf und ab, sie hüpft, höflich lächelnd, mit.

Aber ihr Blick spricht Bände – Enttäuschung, Zorn, Schrecken, Widerstand, Verachtung. Alles, was passiert ist, und alles, was kommen wird, steckt in diesem Blick, der in winzigen Bewegungen das Brodeln hinter der stoischen Fassade freilegt.


Der schwedische Regisseur Björn Runge hat Meg Wolitzers Roman „The Wife“ fürs Kino inszeniert, er erzählt von der Schweden-Reise der Castlemans, bei der sich der geniale Schriftsteller nach außen bescheiden im Glanz der eigenen Bedeutung suhlt.

Dabei, erfahren die Zuschauer im Laufe der Vorbereitungen zur Nobelpreisverleihung in vielen Rückblenden, steckt hinter seinem Erfolg ein bitteres Familiengeheimnis. Denn sie war einst die junge Begabte und er der verheiratete Professor mit dem übergroßen Ego, der keine Liebelei ausgelassen hat. (Hübsche Idee: Die junge Joan wird von Close’ Tochter Annie Starke gespielt.) In jeder Szene emanzipiert sich Joan mehr von ihm – von den Lügen, Erfolgen und den Demütigungen. Als sie seinen ersten Roman rettete und ihn zu einem Erfolg schrieb, klang das noch so: „Wir werden publiziert. Wir werden publiziert.“ Close brilliert in dieser Geschichte, die das Patriarchat mit Pomp und Trara zum Einsturz bringt. Ein versöhnliches Ende und eine oscarreife Leistung von Close.