Sergio (Riccardo Scamarcio) ist „Talentscout“ – für Frauen mit speziellen Qualitäten im horizontalen Gewerbe. Mithilfe seiner Escort Girls will der koksende Playboy in den 1990er-Jahren in der italienischen Politik Fuß fassen. Um Höhenluft im Dunstkreis der Reichen und Schönen zu schnuppern, ist Sergio jedes Mittel recht. Er mietet ein mondänes Haus auf Sardinien, schafft schöne Frauen und noch mehr Drogen hin und veranstaltet ausschweifende Partys. Sein Kalkül: Die Gunst des ehemaligen Ministerpräsidenten und Bunga-Bunga-Fans Silvio Berlusconi (Toni Servillo) zu erschleichen, der in Sichtweite der Villa residiert und am Sturz der amtierenden Regierung bastelt.


Sexeskapaden, Korruption, Machtmissbrauch – mit diesen Zutaten beleuchtet Regisseur Paolo Sorrentino („La Grande Bellezza“) einen der umstrittensten Politiker der jüngeren Geschichte. Der Medienzar und Volkstribun dient dem Italiener als Projektionsfläche, um sich am politischen System seiner Heimat abzuarbeiten. In „Loro – Die Verführten“ steht ein in die Jahre gekommener Blender im Fokus, der, von persönlichen Eitelkeiten geprägt, Angst vor dem Älterwerden und seinem Machtverlust hat.

Die Szene mit dem Schaf


Auf den ersten Blick eine reine Berlusconi-Persiflage, entpuppt sich das Leinwand-Kaleidoskop als Gesellschaftssatire über die Verflechtungen zwischen Politik, Wirtschaft und Medien. Die Chuzpe, mit der sich eine elitäre Oberschicht an der Allgemeinheit bereichert, haut das stärkste Schaf um – im wahrsten Wortsinn: In einer Szene dringt ein Schaf in Berlusconis Residenz ein und blickt auf einen TV-Flatscreen. Eingelullt von wohlig-warmen Werbeversprechen, merkt das Schaf nicht, dass die Klimaanlage die Raumtemperatur unerbittlich senkt – bis es so kalt ist, dass es elendig erfriert.