Climax

© Timmfilm

Was als chilliger Ausklang von Probearbeiten für eine Tournee beginnt, endet in einem kollektiven Horrortrip. Flüssiges LSD in den Drinks einer Tanzgruppe verwandeln die Party in ein Schlachtfeld: Unterschwellige Aggression weicht offener Gewalt, sexuelle Anziehung wird zu ausschweifender Begierde. „Situationen, in denen völlig unvermittelt Chaos und Anarchie ausbrechen, haben mich immer schon fasziniert“, gesteht Regisseur Gaspar Noé, der für seine provokativen Filme („Love“) bekannt ist. Auch „Climax“ lebt von einer verstörenden Atmosphäre und einem bunten Bilderrausch, der den Zuschauer in das Setting hineinsaugt. Visuell und akustisch fordernd entwickelt sich Noés Bewegungskino zu einem tranceartigen Leinwandkaleidoskop über Sex, Gewalt und Ekstase. Verstärkt wird der Eindruck von Unmittelbarkeit durch Laiendarsteller, die sich entlang eines Drehbuch-Leitfadens den Plot erspielen. (3 von 5 Punkten)

Widows

© Centfox

Witwe Veronica (Oscar-Gewinnerin Viola Davis) muss den Coup ihres getöteten Ganster-Gatten (Liam Neeson) durchziehen und holt sich drei Frauen zur Unterstützung. Arthouse-Regisseur Steve McQueen („12 Years a Slave“) versucht sich im Mainstream-Genre des Heist-Movies der Marke „Heat“ und reichert es mit viel ethnischen Konflikten an. „Widows“ basiert auf einer britischen TV-Serie aus den 80ern, transplantiert ins Chicago von heute. Den vier Gangster-Frauen gibt McQueen ordentlich Raum, um ihre doppelt marginalisierten Figuren zu entwickeln. Zuweilen lenken all diese Nebenschauplätze den Film zu sehr Richtung Drama und bringen die Spannung des Hauptplots aus der Balance. Erst im letzten Drittel erlaubt sich McQueen, voll ins Thriller-Genre einzusteigen, samt starker Wendungen. Auch wenn „Widows“ seine hohen Ziele etwas verfehlt, ist es ein ausgeklügelter Genre-Film mit überragendem Ensemble. (4 von 5 Punkten)

Unknown User: Dark Web

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Ein „gefundener“ Laptop bringt Matias (Colin Woodell) in Schwierigkeiten. Auf der Festplatte des Computers befinden sich verstörende Videodateien, die der ursprüngliche Besitzer unter allen Umständen zurückhaben möchte. Nervenaufreibender Desktop-Horror von Stephen Susco, der dem Zuschauer aus der Bildschirmperspektive einen kalten Schauer über den Rücken jagt. (3 von 5 Punkten)

In My Room

© Polyfilm

Die Postapokalypse braucht nicht immer Zombies. Kameramann Armin findet sich nach dem Tod seiner Oma in einer Menschenleeren Welt wieder. Der Loser findet im Alleinsein zu sich selbst. Erst als er mit Kirsi eine weitere Überlebende trifft, wird das Überleben mit Zweisamkeit versüßt. Originelle, etwas ziellose Geschichte aus Deutschland mit nettem Humor. (3 von 5 Punkten)

Tabaluga

© Sony

Er ist der letzte seiner Art und der Einzige, der die Bewohner von Grünland vor dem bösen Schneemann Arktos beschützen kann: Tabaluga. Unterstützt wird der kleine grüne Drache von Eisprinzessin Lilli und Marienkäfer Bully. Musiklastige Zeichentrick-Verfilmung mit dem von Musiker Peter Maffay kreierten Fabelwesen, das sich für gesellschaftliche Werte einsetzt. (3 von 5 Punkten)

Weiter neue im Kino:

Astrid: Biopic über Astrid Lindgren (siehe Film der Woche)

Anna und die Apokalpyse: Ella Hunt in einer weihnachtlichen, poppigen, blutigen Zombie-Musical-Komödie von John McPhail.

100 Dinge: Paul (Florian David Fitz, auch Regie) und Toni (Matthias Schweighöfer) wollen erproben, wie es ist, sich 100 Tage dem Materiellen zu entsagen. Amüsantes für anonyme Konsumoholiker.

Leave no Trace: Debra Granik („Winter’s Bone“) schickt Vater und Tochter (Ben Foster und Thomasin McKenzie) als Eremiten durch Wälder und emotionale Abenteuer.