Der Tod ereilt ihn nach dem Liebesspiel im Attersee: Herzinfarkt. Als der Geliebte der Mutter stirbt, versiegt die Geldquelle. Also wird der 17-jährige Franz Huchel (Simon Morzé) aus der Vertrautheit des Salzkammerguts gerissen und wider seinen Willen nach Wien verpflanzt. Dort begrüßt ihn erst einmal Erni Mangold als grimmige Alte am Bahnhof so: „Es stinkt. Das sind die fauligen Zeiten.“ Franz geht beim kriegsversehrten Trafikanten Otto Trsnjek (Johannes Krisch) in die Lehre. In dessen Laden lernt er auch den Psychoanalytiker Sigmund Freud (Bruno Ganz) kennen. Zwischen den beiden entwickelt sich in Gesprächen eine innige Vertrautheit.


Mit seinem einfühlsamen Roman über das Erwachsenwerden, Lieben und Leiden eines unbedarften jungen Mannes in der beklemmenden Vorkriegsstimmung Ende der 1930er gelang dem Schriftsteller Robert Seethaler 2012 ein Bestseller: Nikolaus Leytner („Die Kinder der Villa Emma“) hat aus dieser Coming-of-Age-Geschichte unter politisch verschärften Bedingungen eine aufwühlende, bildgewaltige, nebelverhangene und detailverliebt ausgestattete Literaturverfilmung mit fiebrigen Traumsequenzen gemacht, die sich ganz auf die ausgezeichnete Darstellerriege verlässt.

Ein Sittenbild

Johannes Krisch verkörpert einen widerborstigen Trafikanten, bei dem es Zigarren, Schmuddelheftchen (in der Zeitung) und mehr gibt, nur keine Nazi-Blätter. Dem Burschen trichtert er ein: „Lies die Zeitung! Jeden Tag!“ Bruno Ganz mimt einen weichherzigen Freud, der Wien trotz der drohenden Repression der Nazis die Treue halten will, und Simon Morzé legt erneut eine Talentprobe ab. Still und leise wird aus dem Buben ein Widerstandskämpfer.
Ein stimmiges Sittenbild der „Anschluss“-Zeit, nur in der Liebesgeschichte zwischen Franz und der böhmischen Tänzerin (Emma Drogunova) verzettelt sich die Regie.