Es ist, als weihe einen der Papst in seine ganz eigene Welt- und Weitsicht ein, als vertraue er einem das Geheimnis des Humanismus persönlich an. Die deutsche Regielegende Wim Wenders lässt Papst Franziskus in seiner neuen Wohlfühldoku „Papst Franziskus -Ein Mann seines Wortes“ direkt in die Kamera sprechen, wie man es von Shakespeares Richard III. kennt.

Zuletzt trieb Frank Underwood (Kevin Spacey) in der Politserie „House of Cards“ diese Spielchen mit seinem Publikum. Über den Papst gibt es viele Filme, mit „The Young Pope“ von Starregisseur Paolo Sorrentino sogar eine bissige Serie. Mit ihm keinen. Bis jetzt.

Der bekennende Franziskus-Fan Wenders gibt dem Idealismus des Pontifex eine große Bühne. Man kann Jorge Mario Bergoglio, so sein bürgerlicher Name, in der Auftragsarbeit des Vatikans dabei zuschauen, wie er Sträflingen die Füße wäscht, ein Flüchtlingslager besucht oder sich von Massen am Petersplatz bejubeln lässt. Und dabei offen, schlagfertig, humorvoll und unverblümt Klartext spricht über die Problemzonen der Gesellschaft wie Armut, Syrienkrieg, Klimawandel und Pädophilie innerhalb der Kirche. Herzstück sind jene Szenen, in denen der Pontifex auf Spanisch in gleißendem Sonnenlicht Einblicke in seinen Glauben gibt.

Wenders porträtiert den Papst als Intellektuellen, als Hüter der Moral, als sympathische Lichtfigur in einer sozial immer kälteren Welt. Es gibt wenig zu widersprechen. Dennoch bleibt am Ende ein fahler Beigeschmack: Wenders bedient sich großzügig am Vatikan-Archiv - auch wenn er im Vorfeld „predigte“, niemand habe Einfluss genommen. Überflüssig ist der betont positive Erzählkommentar. Den hätte es nicht gebraucht. Die Worte des Papstes haben genug Schlagkraft.