Eine Schar betrunkener Wehrmachtssoldaten bläst in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs zum Halali. Das Ziel der „illustren“ Jagdgesellschaft: Gefreiter Willi, der irgendwo im deutschen Niemandsland um sein (Über-)Leben läuft. Wie ein waidwundes Tier verkriecht sich der 19-Jährige vor seinen Peinigern im Unterholz. Als er am nächsten Morgen am Straßenrand ein verlassenes Offiziersauto mit einer passenden Uniform entdeckt, verwandelt sich der halb verhungerte Soldat in einen ranghohen Hauptmann mit „Führervollmacht“.

Vom Gefreiten zum Richter


Rasch schließt sich dem vermeintlichen Offizier ein Trupp versprengter Soldaten an, mit denen der Hochstapler ein „Standgericht“ einberuft und Jagd auf Deserteure macht. „Die Lage ist das, was man daraus macht“, sagt ein Mitglied der „Kampfgruppe Herold“ am Beginn des Historiendramas. Eine moralische Grenzverschiebung, befördert durch ein entmenschlichtes (Nazi-)System, das Mord und Totschlag legitimiert. Das richtige Auftreten, die passenden Statussymbole und Kenntnis der bürokratischen Spielregeln: Schon wird aus einem völlig unbedeutenden Gefreiten ein Richter über Leben und Tod.


Regisseur Robert Schwentke („Die Bestimmung“) konfrontiert das Publikum mit einer historisch belegten Tätergeschichte, die inhaltlich und formal fordernd ist. Schonungslos und in streng durchkomponiertem Schwarz-Weiß setzt er eine mörderische Köpenickiade in Szene, die unter die Haut geht und von einem ausdrucksstarken Ensemble getragen wird. Max Hubacher („Nachtzug nach Lissabon“) brilliert als vom Machthunger getriebenes „Opfer“, das zum skrupellosen Anführer einer plündernden Soldateska mutiert. An seiner Seite kämpfen Milan Peschel („Das kalte Herz“), Frederick Lau („Simpel“) und Alexander Fehling („Homeland“).