Joe sorgt dafür, dass Kidnapper keinen „beautiful day“ haben. Als Privatdetektiv, der entführte Kinder aufspürt, ist der wortkarge Kriegsveteran ein Experte, als Mensch ein totales Wrack. Düster wie Joes Seele ist auch der Beginn von Lynne Ramsays Rachethriller. Stakkatohafte Bild- und Tonfetzen saugen den Zuschauer von der ersten Minute an in die Schattenwelt von New York. Ein Mikrokosmos aus Gewalt, dunklen Hinterhöfen und traumatisierten Gestalten.


Eine solche ist auch die kleine Nina (Ekaterina Samsonov), die während des Wahlkampfs ihres Vaters (Alex Manette) in die Fänge eines Pädophilenrings gerät. „Ich möchte, dass Sie ihnen richtig wehtun“, gibt der hochrangige Politiker seiner Nemesis vor der Befreiungsaktion mit auf den Weg. Joe nimmt diese Bitte wörtlich: Mit einem Hammer bewaffnet überwältigt er Ninas Peiniger, befreit die Minderjährige und schlägt alles und jeden, der sich ihm in den Weg stellt, kurz und klein. Die Mission ist ein „durchschlagender“ Erfolg, doch die Freude währt nur kurz. Während Joe und Nina in einem Hotelzimmer auf den Senator warten, werden sie von einem Killerkommando überrascht. Was folgt, ist eine Gewaltorgie, die ihre Blutspur bis ins Finale zieht.

„A Beautiful Day“ als simple Rachegeschichte abzutun, greift aber zu kurz. Regisseur Ramsay („We Need to Talk About Kevin“) zeichnet das Psychogramm eines Mannes, der nicht nur wie ein Geist lebt, sondern sich auch wie ein solcher fühlt. Ein lebender Toter, den seine gewalttätige Vergangenheit leer saugt und der sich nur spürt, wenn er in seinem Großstadtrevier als Ein-Mann-Armee unterwegs ist.
Joaquin Phoenix wandelt als traumatisierter Held und gnadenloser Killer auf den Spuren von Robert De Niro („Taxi Driver“) oder Jean Reno („Léon – Der Profi“) und setzt dabei düstere Wegmarken als Charakterdarsteller.