Der Film der Woche: "3 Tage in Quiberon"

Die deutsche Schauspielerin Marie Bäumer, die vor allem durch die Mitwirkung in Bully Herbigs „Schuh des Manitu“ und als Buhlschaft im Salzburger „Jedermann“ Berühmtheit erlangte, lehnte bisher konsequent ab, die Schauspiellegende Romy Schneider (1938–1982) darzustellen. Angebote dafür gab es massenhaft, vor allem wegen Bäumers verblüffender Ähnlichkeit mit „der“ Romy. Schließlich nahm sie das Angebot der Drehbuchautorin und Regisseurin Emily Atef an, als Romy Schneider zu agieren.

Der Film spielt im Jahr 1981, als sich Romy Schneider in den bretonischen Kurort Quiberon zurückzog, um einerseits zu entspannen und sich auf ihr nächstes Projekt „Die Spaziergängerin von Sans-Souci“ vorzubereiten und andererseits über Vermittlung des befreundeten Fotografen Robert Lebeck (Charly Hübner) dem „Stern“-Journalisten Michael Jürgs (Robert Gwisdek) ein Interview zu geben. Gleichzeitig taucht noch ihre beste (fiktive) Freundin Hilde (Birgit Minichmayr) zu Besuch auf.

Hilde weiß nichts vom Pressetermin und ist entsetzt, wie Jürgs ihre Freundin unter- und übergriffig ins Gebet nehmen will. Bäumer und Minichmayr zeigen mit ihren Figuren die immense Absturzgefahr für Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen und eigentlich auch ein Anrecht auf Privatheit haben. Gwisdek zeichnet einen Journalisten, der für die Karriere seine Großmutter verkaufen würde.

Atef präsentiert in ihrem schwarz-weiß gedrehten Film eine Romy Schneider, die Angst vor sich selbst hat und mit allem überfordert ist. Auf das Interviewtranskript schreibt sie den Satz: „Ich werde weiterleben. Richtig gut.“ Ein unerfüllter Wunsch.

Weitere Kinostarts

"Steig. Nicht. Aus!"
Die Polizei als Trotteltruppe kennen wir nicht erst seit „Kottan“. Da hatte der Witz aber eine Funktion. Im hanebüchenen Spielfilm von Christian Alvart um einen Bauunternehmer (Wotan Wilke Möhring), der erpresst wird, überprüfen Polizisten nicht einmal die Identität eines angeblichen Bruders. Ein Film, der beim Anschauen schmerzt.

"Das Mädchen aus dem Norden"
In ein unglaublich rassistisches Schweden der 1930er entführt dieser Spielfilm von Amanda Kernell. Die 14-jährige Elle Marja (Lene Cecilia Sparrok) aus einer samischen Rentierzüchterfamilie besucht mit ihrer Schwester eine Internatsschule in Lappland und wird gedemütigt. Sie will ihrer Herkunft entkommen und sich bedingungslos assimilieren.

"Das etruskische Lächeln"
Beide liegen am Meer, die Unterschiede könnten nicht größer sein: Da das raue Klima Schottlands, das einen besonderen Menschenschlag prägt, und dort das sonnige San Francisco. Rory MacNeil (Brian Cox) bricht mit viel Whiskey im Gepäck nach Kalifornien auf und steht vor der Tür seines Sohnes, der den Kontakt zu ihm abgebrochen hat.

"Papa Moll"
Die Frau ist außer Haus, die Kinder entführen einen Zirkushund und der Chef fordert Überstunden – mehr Chaos geht nicht! Papa Moll (Stefan Kurt, Foto) stößt beim Versuch, seinen Job und seine väterlichen Aufgaben unter einen Hut zu bringen, an seine Grenzen. Kindgerechte Verfilmung der populären Schweizer Comicreihe von Manuel
F. Hendry.

"A Quite Place"
Vor rund drei Monaten muss etwas passiert sein, verrät ein Insert. In herbstlicher Landschaft bedient sich eine sehr schweigsame Familie in einem leer stehenden Geschäft und schleicht barfüßig durch die Gegend. Das jüngste Kind spielt mit einer batteriebetriebenen Spielzeugrakete und schon wird es von einem für Bruchteile von Sekunden sichtbaren Insektenmonster getötet. Aliens haben die Welt erobert und sie reagieren auf jedes Geräusch. Ruhe ist die einzige Möglichkeit des Überlebens. Packender Horrorfilm von John Krasinski, der auch den Familienvater spielt. Weiters mit dabei: Emily Blunt (Foto mit Filmtochter Millicent Simmonds).

"Pio"
Ein Schlaglicht auf Süditalien wirft dieser Spielfilm von Jonas Carpignano, der voriges Jahr in Cannes seine Premiere hatte. Im Mittelpunkt steht der 14-jährige Pio (Pio Amato, Foto), der zu den „Großen“ gehören will. Nachdem sein Vater und älterer Bruder verhaftet wurden, muss er für den Unterhalt der Großfamilie sorgen.

"Der Sex-Pakt"
Junge Menschen kommen nicht ohne Vorsätze für ihr Leben aus. Die drei Freundinnen Sam (Gideon Adlon), Julie (Kathryn Newton) und Kayla (Geraldine Viswanathan) wollen beim Schulabschlussball ihre Jungfräulichkeit verlieren. Was ihren Erziehungsberechtigten erwartungsgemäß (Leslie Mann, John Cena) nicht konveniert.