Elio (Timothée Chalamet) und Oliver (Armie Hammer) könnten auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein. Während sich Ersterer in seine Bücher verkriecht und mit klassischer Musik beschäftigt, genießt der 24-jährige Doktorand das Dolce Vita Italiens.

Es ist Sommer 1983, und die beiden verbringen in einer Villa in der Lombardei ihre Ferien. Eigentlich sollte Oliver als Praktikant die wissenschaftliche Arbeit von Elios Vater (Michael Stuhlbarg), einem renommierten Professor, unterstützen. Tatsächlich verschläft der Sonnyboy die Tage, um nach Sonnenuntergang mit den Mädchen des Ortes um die Häuser zu ziehen.

Für Elio ist der gut aussehende Amerikaner ein unerwünschter Eindringling, der ihm die Sympathie seiner Eltern streitig macht. Großspurig, laut und unzuverlässig – Charaktereigenschaften, die dem altklugen Teenager fremd sind. Doch aus der anfänglichen Antipathie entwickelt sich eine innige Beziehung, die Elios Gefühlswelt auf den Kopf stellt.

Bereits in „A Bigger Splash“ hat Regisseur Luca Guadagnino gezeigt, dass betörende Bildkompositionen mehr sagen als tausend Worte. Ein Konzept, das der italienische Filmemacher in „Call Me by Your Name“ perfektioniert. Minutenlang „sprechen“ die Protagonisten nur mit Blicken und Gesten. Ihrem körperlichen Verlangen füreinander begegnen sie (zunächst) mit spürbarer Verachtung.

Geschickt baut Guadagnino einen emotionalen Spannungsbogen zwischen den Hauptfiguren auf, der seine Kraft aus feinsinnigen Andeutungen statt Voyeurismus schöpft. Dass es in der Verfilmung von André Acimans gleichnamigem Roman um die Liebe zwischen zwei jungen Männern geht, wird so fast zur Nebensache.

Dennoch liegt lange Zeit ein Nebel des Schweigens über der homosexuellen Beziehung, der erst langsam der inneren Erkenntnis weicht, dass wahre Liebe keine gesellschaftlichen Konventionen kennt.