Es ist ein brutaler Ort, an dem Fährtenleser Cory lebt und arbeitet. Im winterlichen Wyoming, an der Grenze zum Indianerreservat Wind River, herrscht im wahrsten Sinn des Wortes ein frostiges Klima: eisige Blizzards, dünn besiedelte Schneelandschaften, raue Bewohner. Wer in dieser lebensfeindlichen Umgebung Schwäche zeigt, ist leichte Beute – für Menschen und Wildtiere.

Letztere nimmt Cory zu Beginn von Taylor Sheridans schnörkellosem Rache-Thriller ins Visier seines Jagdgewehrs, um eine Schafherde vor einem Wolfsrudel zu beschützen. Eine Szene, die pars pro toto für den weiteren Handlungsverlauf steht. Nachdem die Leiche einer jungen Reservatbewohnerin in der Wildnis gefunden wird, nimmt FBI-Agentin Jane die Ermittlungen auf. Rasch zeigt sich, dass die Großstadtpolizistin mit dem Fall überfordert ist. Cory willigt ein, sie bei der Mördersuche zu unterstützen – schließlich wurde seine Tochter vor Jahren ebenfalls Opfer eines Gewaltverbrechens.

Die von Jeremy Renner („The Hurt Locker“) und Elizabeth Olsen („The First Avenger: Civil War“) verkörperten Protagonisten sind wie zwei Seiten ein und derselben Medaille. Er, der erfahrene Wildtierjäger, der das Reservat wie seine Westentasche kennt und nach Rache sinnt. Sie, die smarte, aber unerfahrene Ermittlerin, die von ihren Vorgesetzten in die Eiswüste geschickt wird, um nach den Regeln des Gesetzes für Gerechtigkeit zu sorgen.

„Wind River“ bildet den Abschluss von Sheridans American-Frontier-Trilogie, die mit „Sicario“ (Regie: Denis Villeneuve) begann und mit „Hell or High Water“ (Regie: David Mackenzie) ihre Fortsetzung fand. Dass der erfahrene Drehbuchautor gleich bei seinem Regiedebüt einen Independent-Hit gelandet hat, liegt auch an der allgemeingültigen Aussagekraft seines Erstlingswerks: Wie viel (Wild-)Tier steckt in uns Menschen?