Die Gegend rund um den Lake District in Großbritannien ist beeindruckend. Was hat Sie dazu bewogen, diese Landschaft für Ihr Drama „Supernova“ zu wählen?
HARRY MACQUEEN: Ich habe eine Familie, die dort lebt. Als ich das Drehbuch schrieb, besuchte ich sie gelegentlich und blieb bei ihnen. Die Landschaft wurde bald sehr organisch und zum Teil der Geschichte. Es ist ein sehr sensationeller und inspirierender Ort. Und ich habe immer nach dieser Art von Landschaft in Großbritannien gesucht. Landschaft ist in meinen Filmen immer wichtig, aber im Kontext eines dramatischen Roadtrips ist sie sicherlich essenziell.

Die Landschaft ist kitschig schön. Welches visuelle Konzept hatten Sie und Ihr Kameramann Dick Pope?  
Der Schlüssel zu diesem Film war immer, sich auf die Charaktere, die Schauspieler und das, was zwischen ihnen passiert, zu konzentrieren. Alles musste sich authentisch und möglichst natürlich anfühlen. Und ein bisschen poetisch. Es ist eine reife Liebesgeschichte. Ich sehe den Film weniger als Demenz-Drama, denn als Liebesgeschichte im Demenz-Kontext. Es geht auch darum, welche Opfer man für eine Person nach dieser Diagnose bringt, wenn man diese Person liebt. Mir war es wichtig, das Melodramatische zu vermeiden, weil ich persönlich denke, dass Geschichten wie diese meist tiefer und tatsächlich dramatischer sind.

Es gibt so viele Hintergrundgeschichten und Details zu diesem Paar, vieles wird dabei nur angedeutet. Wie sind Sie im Schreibprozess vorgegangen?
Es ist ein Film, der das Publikum einlädt, mit in diesem Fahrzeug zu sitzen und zu glauben, dass diese Charaktere verliebt sind und sich seit ein paar Jahrzehnten kennen. Wir versuchten, im Drehbuch so subtil wie möglich vorzugehen. Zum Thema Demenz habe ich viel recherchiert. Ich habe mich lange Zeit ehrenamtlich für Wohltätigkeitsorganisationen engagiert und habe Leute beobachtet, wie sie mit dieser Krankheit umgehen. Dann legte ich meine Aufzeichnungen beiseite und versuchte, meine eigenen zwei einzigartigen Charaktere zu erschaffen, die von all dem inspiriert worden sind.

Mit Colin Firth und Stanley Tucci haben Sie zwei Charakterköpfe und Könner Ihres Fachs in den Hauptrollen besetzt. Wie haben die beiden die Charaktere als Liebende mitgestaltet?
Mit Colin und Stan habe ich viel über die Biografie ihrer Figuren gesprochen, sie brachten viele eigene Sachen ein. Die beiden sind im wahren Leben beste Freunde und kennen sich ungefähr so lange, wie sich die Charaktere im Film kennen. In ihrer Beziehung existieren eine echte Tiefe und Schönheit, von der sie einiges verwendet haben.

Stimmt es, dass Sie die beiden anfangs in umgekehrter Rolle gecastet haben?
Ja, das stimmt. Als ich die beiden zum ersten Mal ansprach, wurden sie für die jeweils andere Rolle besetzt. Eine Woche später riefen sie mich an, um etwas mit mir zu besprechen. Sie haben das Buch gemeinsam gelesen. Und dann haben sie mir Szenen vorgelesen in der von mir vorgesehenen und umgekehrter Rolle. Und es war wirklich interessant und erstaunlich, dabei zuzusehen, wie in der Umkehr der Rollen in jedem Charakter etwas freigeschaltet wurde, das wir vorher nicht bemerkt hatten. Also haben wir diese Entscheidung sehr früh im Projekt getroffen.