Das oststeirische Weiz hat „Bond, James Bond“ bereits gerettet. Dort eröffnet heute, pünktlich mit dem neuen 007-Streifen „Keine Zeit zu sterben“, tatsächlich mitten in der Pandemie ein nigelnagelneues Cineplexx-Kino mit fünf Sälen und mehr als 700 Sitzplätzen. Österreichs größte Kette setzt also auch künftig auf Leinwandversorgung – eine wagemutige Mission. Eine, die wie maßgeschneidert für den berühmtesten Geheimagenten der Welt scheint.
Der 25. „Bond“ hat noch vor seinem heutigen Kinostart stilecht die Rekorde purzeln lassen: Es ist die bis dato mit 250 Millionen US-Dollar (umgerechnet rund 214 Millionen Euro) Produktionskosten teuerste Weltrettungsaktion der Reihe. Netflix und Amazon verhandelten lange um mehr als 600 Millionen Dollar (514 Millionen Euro) für eine Streamingpremiere. Man einigte sich nicht mit MGM. 007 bleibt auf der großen Leinwand. Im Kino soll „Bond“ das Big Business ankurbeln. „Skyfall“ aus dem Jahr 2012 war mit weltweiten Kassen-Einnahmen von 1,11 Milliarden Dollar (950 Millionen Euro) bislang der erfolgreichste 007-Film aller Zeiten. Diesen Rekord zu brechen, gilt als Ziel.
Die Kinos warten nach zweijähriger Verspätung und Lockdowns mit massivem Besucherschwund sehnlichst auf einen Megablockbuster, der die Massen anzieht. Kurz: auf ein eindeutiges Signal des Aufbruchs. Und wer, wenn nicht er, könnte im Maßanzug dafür sorgen? Das Publikum indes sehnt sich nach übergroßer Action und einem Leinwand-Erlebnis. Bingo! Und der Rubel rollt, auch dank eines millionenschweren Product-Placements. Wie „The Sun“ berichtet, musste der Trailer für „Keine Zeit zu sterben“ nachgedreht werden, weil die gezeigten Uhren, Smartphones und Co. nach der Verschieberei nicht mehr aktuell waren.
Die spannendste Frage lautet aber: Wie kann sich eine Figur, die den Zeitgeist nicht nur prägte, sondern ihm auch unterlag, an die Gegenwart anpassen? Der letzte 007-Film kam 2015 in die Kinos – in einer Ära vor #MeToo und #OscarsSoWhite. Sätze wie „Ein hübsches Nichts, was Sie da beinahe anhaben“ von Sean Connery in „Diamantenfieber“ 1971 gehen 2021 nicht mehr. Rollennamen wie Pussy Galore in „Goldfinger“ sind heute ebenso unvorstellbar wie vom Agenten im Dienste Ihrer Majestät geohrfeigte Frauen oder Szenen von nicht einvernehmlichem Sex, also von Vergewaltigung.