Noch steht er auf den Startlisten für das mutmaßliche Kinojahr 2021: der 25. Film des Geheimagenten James Bond. "Keine Zeit zu sterben" mit dem letzten Auftritt von Daniel Craig als 007 soll ab 31. März über die Leinwand flimmern. Die Marketingmaschinerie mitsamt Podcast und spektakulären Trailern ist bereits angelaufen. Ob sich Craig wieder mit Christoph Waltz als Ernst Stabro Blofled vor Publikum auseinandersetzen darf oder muss, steht noch in den Sternen.

In den USA mehren sich die Gerüchte, dass der Blockbuster erneut verschoben werden könnte. Das US-Filmmagazin "Deadline" berichtet von einer Verschiebung auf Herbst, und auch "Variety" analysiert, dass die großen Studios bald auf die anhaltende Krise reagieren müssen und man sich im Hintergrund schon auf Verschiebungen bzw. andere Vertriebswege vorbereitet. Disney+ hat im Vorjahr zwei potenielle und kassenträchtige Blockbuster - nämlich "Mulan" und "Soul" auf seine hauseigene Streaming-Plattform gewuchtet. Ob der auf 2021 verschobene Marvel-Film "Black Widow" mit Scarlett Johannsson als Superheldin ebendort landen wird, bleibt fraglich.

Auch der Weg von Warner Bros. scheint mit HBO Max klar. Ob die Filme so ihre geplanten Erträge erreichen, weniger. Für Studios ist die Bank bei Wiedereröffnung des Kinos sicherer als auf Streamingdienste oder Hybrid-Versionen auszuweichen. Sony verlegte zum Beispiel den Superhelden-Vampirfilm "Morbius" bereits wieder von März auf Oktober.

Wird Daniel Craig die Welt und das Kino retten?

Mehr als 600 Millionen US-Dollar sollen Streamingriesen wie Amazon oder Apple bereits für den neuen 007 geboten haben. In Schilling möchte man diese Summe nicht umrechnen. James Bond wäre eine Wohltat für die gesamte gebeutelte Branche, die 2020 pandemiebedingt das schlechteste Ergebnis seit Jahrzehnten eingefahren hat: Die Einnahmen an den Kinokassen Nordamerikas sind i um 80 Prozent eingebrochen und erreichten mit 2,2 Milliarden US-Dollar (1,81 Mrd. Euro) ein 40-Jahres-Tief. Dies gab die Analysefirma Comscore bekannt. 2019 hatte Hollywood & Co noch Einnahmen von 11,4 Milliarden US-Dollar lukrieren können. . 

Was den Einsatz 007's im Streaming betrifft, bleibt MGM hart. Noch. Einerseits, weil man sich in den blockbusterarmen Monaten an den Kinokassen wohl deutlich mehr erwartet. Zum Vergleich: der vorige "James Bond: Spectre" spielte an den Kassen rund 880 Millionen US-Dollar ein, bei Produktionskosten von 245 Millionen US-Dollar. Andererseits wurden Teile des Films, der angeblich Überlänge haben soll und der längste 007 der Kinogeschichte sein soll, auf 65mm IMAX gedreht - die volle Wucht der Action bleibt dem Publikum also nur im Kinosaal und nicht im räumlich reduzierten Heimkino. Dort, mit Verlaub, gehört Daniel Craig auch hin. Gerade zum Bond-Jubiläum und zu einem Comeback der Kinos.