Kurz vor der Verleihung des höchsten französischen Filmpreises César am Freitagabend hat sich Kulturminister Franck Riester gegen die Auszeichnung von Roman Polanski als bester Regisseur ausgesprochen. Ein Preis für den mit Vergewaltigungsvorwürfen konfrontierten Polanski wäre "ein schlechtes Symbol" im "Kampf gegen sexuelle und sexistische Gewalt", sagte Riester am Freitag im Sender France Info.

Die Jury müsse ihrer Verantwortung gerecht werden, so der Minister. Der 86-jährige Polanski ist für seinen Film "Intrige" über die Dreyfus-Affäre in zwölf Kategorien nominiert, er ist damit einer der Favoriten bei den Césars. Die Ankündigung des französisch-polnischen Regisseurs, der Preisverleihung fernzubleiben, nannte Riester "klug". Frauenverbände haben Proteste vor der Gala angekündigt. Sie hatten zuvor vergeblich die Absetzung des Films gefordert.

Einen Preis für "Intrige" als bester Film hält der Kulturminister dagegen für möglich. Es handle sich um das Werk eines Teams, und es gebe "keinen Grund, das Kollektiv für das womöglich strafbare Verhalten eines Künstlers in Mithaftung zu nehmen", sagte Riester.

Polanski sieht sich als Opfer einer "Lynchjustiz" von Feministinnen. Vor dem Kinostart von "Intrige" hatte ihm ein früheres Model vorgeworfen, sie 1975 vergewaltigt zu haben. Der Filmemacher bestreitet dies, ebenso wie ähnliche Vorwürfe von fünf weiteren Frauen, darunter die frühere deutsche Schauspielerin Renate Langer. In den USA wird Polanski weiter wegen Missbrauchs einer Minderjährigen in den 1970er Jahren gesucht, den er auch eingeräumt hat.

Neben Polanski ist auch Regisseur Ladj Ly mit "Die Wütenden" für zwölf Césars nominiert. Der Thriller um Polizeigewalt in einer Pariser Vorstadt war bereits für den Oscar als bester ausländischer Film im Rennen, ging aber leer aus.

Als beste Schauspielerin ist unter anderem die zweifache César-Preisträgerin Adèle Haenel nominiert, die dem Regisseur Christophe Ruggia kürzlich Missbrauch vorgeworfen hatte. Er bestreitet dies.

Überschattet wird die 45. César-Verleihung auch von dem Rücktritt der 21-köpfigen Akademie-Spitze vor rund zwei Wochen. Mehr als 400 Film-Vertreter hatten ihr Intransparenz und autoritäre Strukturen vorgeworfen. Ende April sollen neue Statuten beschlossen und eine Übergangsleitung gewählt werden.