Man vergisst es fast, weil es in der neulich eingeführten gesellschaftlichen Enthaltsamkeit - kein Kino, kein Theater, keine Cafébesuche - in den Hintergrund geriet. Dabei wäre es so naheliegend: Wir sind mitten in der Fastenzeit. Kulturfasten gilt es aber dringend zu vermeiden, weshalb hier einige Tipps angeführt werden, die sich auch in den eigenen vier Wänden wunderbar konsumieren lassen:

Akademie der bildenden Künste. Wie eine Pandemie aussieht, die unserer aller Alltag verändert, können wir in diesen Tagen hautnah miterleben. Auf eine künstlerische Verarbeitung dieser herausfordernden Situation müssen wir nicht erst warten: Studierenden der Akademie der bildenden Künste veröffentlichen unter dem Schlagwort „quarantinedrawings“ Bilder, die über Wahrnehmung und Zustand der Isolation reflektieren. Das Motto: „Das gute am Zeichnen: Man kann es überall machen, insbesondere zu Hause während einer Pandemie.“ Ein visuelles Häppchen aus der Dank Internet nahen Ferne, mit dem Attribut einer für alle Rezipienten nachvollziehbaren Unmittelbarkeit der gemeinsamen Coronakrisen-Erfahrung: Gefühle der Einengung, Gedanken über neue Prioritäten, Abkehr von alten Gewohnheiten. Zu sehen sind die täglich veröffentlichten Bilder auf Instagram unter dem Benutzerprofil „bau2_6“. Infos unter www.instagram.com/bau2_6

Wanko-Blog. Wer bis zum Ende liest, erhält noch etwas Aufmunterndes. Mit "bleibt's tapfer" oder mit "Durchalten" schließt der Grazer Autor Martin Wanko seine Beobachtungen in der Coronakrise, in der täglich in seinem Blog pflegt. Unterhaltsam mit typisch frechem Wanko-Sprech schreibt er von seinen Beobachtungen, stellt verschiedene Druckwerke vor oder bringt ein wenig vom venezianischen Flair in die Stube. Wer sich schon auf die Inszenierung von Wankos "Die Vertriebenen" im Theater im Keller gefreut hat, muss auf die Zukunft vertröstet werden. Die Produktion werde zum "ehestmöglichen" Termin nachgeholt, heißt es.

Staatsoper Stuttgart. Wenn Menschen aus der Vergangenheit per Zeitmaschine für einen Abstecher in unserer Gegenwart vorbeischauen würden, könnten sie mit der Schlagzeile „Oper trotz Corona“ wenig anfangen. Dies ist der Titel des kostenlosen Opernprogramms, das die Staatsoper Stuttgart auf die Beine gestellt hat, um für sein Publikum präsent zu bleiben. Und das bleibt nicht auf das eigene Publikum beschränkt: Die Streamingtechnologie macht die ganze Welt zu potenziellen Kulturkonsumenten des Musiktheaters in Baden-Württemberg. Sergei Prokofjews „Die Liebe zu den drei Orangen“ in der Inszenierung von Axel Ranisch, in deutscher Sprache und mit deutschen Untertiteln, bleibt noch bis 27. März auf der Homepage der Staatsoper abrufbar. Nachschub bietet am Freitag Richard Wagners „Lohengrin“ (Inszenierung: Árpád Schilling), dirigiert vom Stuttgarter Generalmusikdirektor Cornelius Meister. Zu finden sind die Aufnahmen unter www.staatsoper-stuttgart.de/oper-trotz-corona

Klagenfurt Ensemble. Mit "verzweifelte Komik voll stiller Poesie" titelte Karin Waldner-Petutschnig in der Kleinen Zeitung nach der Premiere von Aki Kaurismäkis „Mädchen aus der Streichholzfabrik" am Klagenfurter Ensemble. Eine todtraurige Geschichte über das Mädchen Iris und eine Umwelt, die von bitterer Hoffnungslosigeit geprägt ist. Ein fast wortloses Spiel und "unbedingt sehenswert" (Waldner-Petutschnig). Um jenen, die das Stück noch nicht gesehen haben (oder es erneut sehen wollen) eine Gelegenheit zu bieten, stellt das Theater einen kostenlosen Stream zur Verfügung.