Lange ist es nicht her, da sorgte das Dahinschmelzen der Gletscher in Island für Schlagzeilen. Dem isländischen Krimi-Autor Arnaldur Indridason liefert das tragische Naturschauspiel Stoff für eine menschliche Tragödie. Eine deutsche Wandergruppe entdeckt auf einem der Gletscher die Leiche eines seit rund 30 Jahren verschwundenen Geschäftsmannes. Von Mord war damals die Rede, es gab auch einen Verdächtigen, allerdings fehlten entscheidende Beweise, der Fall wurde zu den Akten gelegt.

Entschleunigung

Ein Cold-Case in jeder Hinsicht. Der einstige Ermittler, Kommissar Konrad, ist seit einiger Zeit in Pension, der ungelöste Fall aber beschäftige ihn immer wieder, nun hofft er endlich auf Klarheit. Indridason zählt seit vielen Jahren zu den besten Krimi-Autoren des europäischen Nordens, wer von ihm allerdings Action oder Cliffhanger erwartet, ist im falschen Buch gelandet. Zumal sich auch der Ex-Kommissar, typisch isländisch, als höchst wortkarg erweist, mit Ecken und Kanten, nicht unbedingt hochsympathisch. Auch seine Recherchen führen zu Nebenepisoden und gestalten sich alles andere als temporeich. Wer diese Art von Island-Krimis allerdings schätzt, der darf sich auf eine subtile Geschichte freuen, schroff wie die Landschaft, reich an Seelenfrost.

Lesetipp: Arnaldur Indridason. Verborgen im Gletscher. Bastei Lübbe, 368 Seiten, 23,70 Euro.