Die Schauplätze bleiben namenlos, die Figuren fast durchwegs ebenso. Und doch ist klar, dass Anna Burns in „Milchmann“ aus einer ebenso verstörenden wie albtraumhaften Perspektive die Geschichte des Bürgerkriegs zwischen Irland und Nordirland in den 1970er-Jahren erzählt.

Prallvoll mit Sprengsätzen gefüllt ist dieses mehrfach preisgekrönte Werk (unter anderem erhielt es den Man Booker Prize 2018); dass sie erst im Kopf der Leserinnen und Leser zünden, zählt zu den vielen Raffinessen dieses Romans.

Denn der Erzählton ist trügerisch lakonisch und lapidar, die junge Protagonistin geht anscheinend gleichgültig vorbei an Leichen; es ist ein Akt der Notwehr gegen den grassierenden Wahnsinn. Ein wahnwitziges Buch ist daraus entstanden.

Buchtipp:

Anna Burns: "Milchmann". Tropen. 452 Seiten, 25,80 Euro.
Anna Burns: "Milchmann". Tropen. 452 Seiten, 25,80 Euro. © KK