William Boyd, sprachmächtiger, aber nie sprachprotzender Großmeister des britischen Romans, ist ein geografischer (in Ghana als Sohn schottischer Eltern geboren) und literarischer Weltenreisender, der mit Intelligenz und Empathie durch die unterschiedlichsten Seelenlandschaften streift. In seinem neuen Roman „Blinde Liebe“ scheute er sich nicht vor dem Abenteuer, einen klassischen Liebesroman zu schreiben. Ein Unterfangen, bei dem schon viele Wort-Kapitäne Schiffbruch erlitten haben.



„Die Verzückung des Brodie Moncur“ lautet der Untertitel. Er ist Klavierstimmer aus Edinburgh, dieser anfangs junge Mann, dessen Leben eine long and winding road werden sollte. Im Paris des Fin de Siècle trifft Brodie auf die verführerische russische Sopranistin Lika Blum – und die Liebe ihn wie ein Schlag. Dass diese Amour fou zum Scheitern verurteilt ist, ändert nichts an der unverbrüchlichen Treue Brodies. Er folgt seinem Herzen, das sich durch nichts umstimmen lässt.
Das klingt jetzt furchtbar kitschig und flach, ist es aus der Feder von Boyd aber nie. Und das macht die Faszination dieses Romanes aus, seine Schönheit und seine Kraft. Sie ist jener des Liebenden ebenbürtig.

Zur Information:
William Boyd. Blinde Liebe. Kampa, 512 Seiten, 24,70 Euro.