In den "Simpsons" hatte Thomas Pnychon mehrere selbstironische Auftritte. Nicht einmal sein gezeichnetes Gesicht konnte man dabei sehen.
In den "Simpsons" hatte Thomas Pnychon mehrere selbstironische Auftritte. Nicht einmal sein gezeichnetes Gesicht konnte man dabei sehen. © Fox

Der Weltmeister der Postmoderne Thomas Pynchon (84) ist seit Jahrzehnten Favorit. Schon 1973 erschien sein „Die Enden der Parabel“, dem hochkomplexe, wahnwitzige und komische Wälzer folgten. Er schreibt mittlerweile auch leichter zugängliche Romane, wie „Natürliche Mängel“. Bis auf eines, das ihn als 18-jährigen Matrosen zeigt, kursieren keine Fotos des Autors.

In den bizarren Welten von Haruki Murakami (72) manifestiert sich ein kosmopolitischer Geist, in dem sich Westliches und Östliches ineinanderschlingt. Er ist der japanische Vertreter des magischen Realismus kafkaesker Ausprägung, und – was ihn für das Nobelpreis-Komitee wohl verdächtig macht – ein weltweit gefeierter Bestseller.

„Herr der Krähen“ heißt das Hauptwerk von Ngugi wa Thiong’o (83). Der Kenianer fällt zu 100 Prozent ins Stockholmer Beuteschema: Ein magischer Realist und tief humanistischer Kritiker der Macht, satirisch, literarisch nicht zu radikal, verbreitet er eine nicht-eurozentrische Weltsicht.

Der Weltmeister der Postmoderne Thomas Pynchon (84) ist seit Jahrzehnten Favorit. Schon 1973 erschien sein „Die Enden der Parabel“, dem hochkomplexe, wahnwitzige und komische Wälzer folgten. Er schreibt mittlerweile auch leichter zugängliche Romane, wie „Natürliche Mängel“. Bis auf eines, das ihn als 18-jährigen Matrosen zeigt, kursieren keine Fotos des Autors.

Margaret Atwood (81) greift die großen Themen an. Sie ist eine bedeutende literarische Feministin, ihre Dystopie „Der Report der Magd“ zählt zu jenen Schreckensvisionen, mit denen Atwood immer auf eines hinweist: den Zustand der Gegenwart. Wie Atwood ist auch Anne Carson (71) Kanadierin. Die Altphilologin mixt in ihren ungewöhnlichen Werken Poesie und Wissenschaft, Mythos und Gegenwart. Ihre postmodernen Versromane, die auf Deutsch unter dem Titel „Rot“ erschienen sind, haben ihre eine kultische Anhängerschaft beschert.

Der fabulierwütige Mircea Cartarescu (65) ist so etwas wie die rumänische Antwort auf Thomas Pynchon, wobei auffallend ist, wie gut postmoderne, intertextuelle, eklektizistische, metafiktionale Literatur in den Favoritenlisten vertreten ist. Solche Virtuosität gilt wohl immer noch als am preiswürdigsten.

Wie schnell man aus der Favoritenrolle herausfallen kann, zeigt der Fall Adonis’ (91). Der in Paris lebende syrische Dichter galt über Jahre als Anwärter, nach einigen merkwürdigen Äußerungen zum Krieg in Syrien wäre der Preis für ihn nicht mehr opportun. Die vergangenen Jahre bewiesen aber die Eigensinnigkeit des Preiskomitees: Vor Überraschungen ist niemand gefeit.

Mit Joyce Carol Oates (83) und Don DeLillo (84) stehen auch zwei US-Amerikaner immer oben auf den Buchmacher-Listen. Sie wären ebenso preiswürdig wie der merkwürdigerweise viel seltener genannte Cormac McCarthy (88) oder der „jüngere“ Exzentriker William T. Vollmann (62). Wobei es die weltweit gelesenen Großautoren der USA beim Nobelpreis nicht leicht haben: Der 2018 verstorbene Philip Roth galt 40 Jahre lang als Favorit, obendrein hat mit Louise Glück erst 2020 eine Amerikanerin den Preis erhalten.

Relativ neu im Favoritenkreis ist dagegen Annie Ernaux (81). Die autobiografischen Romane der Französin sorgen für Furore, in den vergangenen Jahren tauchte ihr Name schon gelegentlich erwähnt, heuer wird sie erstmals wirklch häufig genannt. Ob ihr das Schicksal der hier erwähnten Kollegen erspart bleibt, wird die Zukunft zeigen.