"Dieser Planet hat mich nicht überzeugt.“ Dieser Satz soll, wenn es nach Xaver Saxer geht, auf seinem Grabstein zu lesen sein. Dass er über letzte Worte nachdenkt, ist plausibel: „Gestern stand in der Zeitung, dass ich gestorben war.“ Mit diesem Satz beginnt Egyd Gstättners neuer Roman „Leopold der Letzte“. Der Tod bedeutet für Xaver Saxer aber nicht das Ende: Er macht einfach weiter, denn sein Körper kann ohnehin nicht beerdigt werden, weil ein Virus, genannt „Feminacapta“, die Welt zunehmend im Griff hat.

Während weltweit über Maskenpflicht, Abstand und aufgrund der Übertragung durch Küsse und Körperflüssigkeiten über Koitierverbot („ausgenommen Eheleute und Menschen, die im gemeinsamen Haushalt leben“) diskutiert wird, arbeitet Xaver Saxer weiter an seinem großen Projekt über den „seltsamsten und interessantesten Schriftsteller Österreichs“: Leopold von Sacher-Masoch (1836 bis 1895), Autor von „Venus im Pelz“ und Namensgeber des Masochismus. Lustvoll schildert Egyd Gstättner dessen schmerzhaftes Abhängigkeitsverhältnis von seiner ersten Ehefrau Wanda, die letztlich aber „weniger Göttin als Trampel“ ist.

Egyd Gstättner. Leopold der Letzte.  Picus, 350 S.,  22 Euro.
Egyd Gstättner. Leopold der Letzte. Picus, 350 S., 22 Euro. © KK

Ausgehend von Notizen, Tagebucheinträgen, Interviews oder biografischem Material entwirft er dabei das satirische Bild eines Geschlechterkonflikts, der sich bis heute fortsetzt und in den Erfahrungen von Xaver Saxer spiegelt – dabei wird dann auch ganz vergnügt so manchem Klischee gehuldigt wie der „ewigen Falle Frau“. Was Gstättner an einer Stelle schreibt, gilt aber wohl auch für den ganzen Roman: „Alles ist wahr. Alles und auch sein Gegenteil.“