„Life is a Joke“ (Das Leben ist ein Witz) hat jemand auf die gelbe Hauswand energisch geschrieben. Ein junger Bursche auf Rollerskates saust daran vorbei. Es ist die jugendliche Leichtigkeit, die hier auf eine fatalistische, erwachsene Erkenntnis trifft. Ach, dem Ernst des Lebens einfach davonfahren können! Zugegeben, das ist nicht Steve McCurrys berühmtestes Bild, aber bei einem Großen seiner Zunft, da muss man klein anfangen. Dort, wo sich die Essenz seines Könnens bündelt. Wo Bilder Geschichten erzählen, ohne ein Wort zu brauchen. „Steve McCurry ist ein stiller Beobachter“, wie ihn Christian Jungwirth, Mastermind der Ausstellung „Colors“, beschreibt.

Das mag in einer lauten Welt wie ein Paradoxon klingen, aber es ist seit jeher eines seiner wichtigsten Werkzeuge. Steve McCurry ist ein Kosmopolit, dessen fotografisches Auge mitunter Alltagsszenen erkennt, die – als Fotografie festgehalten – beim Betrachter unterschiedlich emotional anklopfen: von beglückend bis bedrückend reicht die Bandbreite. Das ist umso wichtiger zu wissen, da die Ausstellung „Colors“ diese Bildmacht auch physisch umsetzt: 126 Bilder des Amerikaners wurden auf Rahmen von zwei mal drei oder vier mal sechs Metern Größe gespannt und mit einer Hintergrundbeleuchtung versehen. Ein Monsterprojekt auf insgesamt 2200 Quadratmetern. Über 1000 Bilder hat Steve McCurry für den Fotografen Christian Jungwirth ausgewählt, der seinerseits die Qual der Wahl hatte. Ein Modell des gigantischen Raumes im Maßstab 1:50 half ihm dabei, die Bilder richtig in Beziehung zueinander zu setzten.