Streamen Sie noch? Seit Monaten sind wir dazu verdammt, Avantgarde-Filme, Kultkomödien, Schwarz-Weiß-Klassiker, Superheldinnenstreifen, Teenie-Serien, Polit-Dokus oder Weltkino im Heimkino zu sehen. Gefangen, im Bequem-Modus. Das Film-Erlebnis, reduziert auf Bildschirmgröße, geparkt zwischen Kochen, Staubsaugen, Videotelefonie und Home Office, ist in Wahrheit keines.

Das Kino fehlt. Als Institution, als Begegnungszone, als Debattierort, als Perspektivenöffner, als Überwältigungsmaschine und vor allem als Möglichkeitsraum, in dem seit 125 Jahren Wunder wahr werden und neuerdings auch Frauen die Welt retten. Und dafür auch noch gefeiert werden. Es fehlt das konzentrierte Schauen, das Dazu-Lernen, das Darüber-Empören und die Debatte darüber. Im Anschluss und an der Kinobar des Vertrauens.

Ich will wieder im Kino einchecken, mich von Sound, Bildgewalt und Schnitt eines Filmes emotional und physisch ergreifen lassen. In Dunkelheit, alleine vor mich hin und trotzdem in Gemeinschaft heulen. Mir nicht mehr vom Bildschirm-Ausschnitt gefrotzelt vorkommen, sondern mich wieder einmal richtig sattsehen.

Ich will mich gruseln, vor Lachen zerkugeln, mich aufregen. Oder mich an einer kauzigen Story, widerborstigen Figuren und klugen Dialogen mit jeder Faser meines Körpers erwärmen. Im Kinosessel fläzend nach Tadschikistan reisen, ins Hinterland der USA oder die burgenländische Provinz.

Mich von großem Orchester bis zur Schlussszene voranpeitschen lassen. Ich will wieder im Kino schmusen, dabei die allerwichtigsten Szenen versäumen und sie danach nicht via Wiederholungstaste nachsehen können. Ein Film-Erlebnis beginnt nicht mit dem Start-Knopf, sondern schon viel früher. Es bleibt einzigartig. Und es wird vermisst.