Ein heftiges Gewitter tobte bis knapp vor Beginn. Dabei hatten die Veranstalter das Konzert wegen prognostizierten Schlechtwetters ohnedies einen Tag (auf Montag) vorverlegt. Dann startete man am Kongress-Platz in Laibach rund 20 Minuten später trotz Regens, der aber bald aufhörte.

Und dann kam sie, deren Auftritt beim Ljubljana Festival alle entgegengefiebert hatten, in einer prächtigen, roten Robe mit glitzernden Pailletten: Anna Netrebko. Wieder einmal erlebte man, dass sich die Starsopranistin am Höhepunkt ihrer Stimm- und Gestaltungskunst befindet: Von zart bis zu leidenschaftlichen Ausbrüchen reicht die reiche Palette ihrer Ausdrucksmöglichkeiten. Zudem erlebte man ein weites Farbspektrum, delikate Legatokultur, funkelnde Höhen und edle Eleganz ihres dunklen, samtigen Soprans. Sie startete gleich saftig mit der großen Arie der Elisabeth aus Verdis „Don Carlo“. Sehnsuchtsvoll geriet ihr Dvo(r)áks Arie an den Mond, den Rusalka besingt, innig das Gebet der Tosca von Puccini.

Höhensicherer Tenor

Völlig erschlankt sang ihr Gatte Yusif Eyvazov mit seinem riesengroßen und höhensicheren Tenor. Seine Interpretationen haben deutlich an Kultiviertheit und Nuancenreichtum zugelegt. Auch sein speziell in der Mittellage sehr metallisches Timbre stört weniger. Ihn erlebte man etwa bei der Arie des Turiddu aus Mascagnis „Cavalleria rusticana“ sowie bei „E lucevan le stelle“ aus „Tosca“.
Beide gemeinsam sangen sie „Non ti scordar di me“ („Vergiss mein nicht“) des neapolitanischen Komponisten Curtis, sowie das herrliche Liebesduett „Vogliatemi bene“ aus Puccinis „Madama Butterfly“ und als Zugabe „Brindisi“ aus Verdis „La Traviata“.
Die Slowenische Philharmonie unter Michelangelo Mazza begleitete beide auf Händen tragend und viel Freiraum zulassend. Zudem konnten die Musiker bei den Vor- und Zwischenspielen aus „Nabucco“, „Carmen“, „Cavalleria rusticana“ ihre hohe Qualität ausspielen. Getrübt wurde der Eindruck jedoch durch die Verstärkeranlage, die zu basslastig eingestellt war und die hohen Töne der Geigen teils recht scharf klingen ließ. Riesenjubel, auch von unzähligen Zaungästen!