Für sechs Oscars war Wolfgang Petersens Kultfilm „Das Boot“ 1981 nominiert. Kein Wunder, die Kinos wurden damals gestürmt, aber nicht, weil man unbedingt noch einen Kriegsfilm sehen wollte, sondern weil man einen anderen Kriegsfilm sehen wollte: „Die Botschaft, die der Film versprach, war ja: So, jetzt wird mal der Zweite Weltkrieg anders erzählt, als du es in der Schule mitgekriegt hast. Darauf war ich unglaublich gespannt“, erzählte Johannes W. Betz, Drehbuchautor der ersten Staffel „Das Boot“ schon zu Beginn der Serie, die heute auf Sky in die Verlängerung geht.

Krieg, das ist nichts, was sich so nebenbei erzählen lässt. Und doch ist es kein Zufall, dass viele Oscargewinner auch Kriegsfilme sind, denn Krieg enttarnt wie ein Röntgengerät die schier unendlichen dunklen Abstufungen von Gesellschaften. Das war auch die Grundintention der Produzenten: Das Thema Zweiter Weltkrieg für eine junge Streaminggeneration aufzubereiten. Ein gewagtes Unterfangen, das sich lohnte – die Serie wurde mehrfach ausgezeichnet und in viele Länder verkauft – und eines gezeigt hat: Auch Streaming kann Geschichte.

Clemens Schick als Kommandant Johannes von Reinhartz
Clemens Schick als Kommandant Johannes von Reinhartz © (c) Sky Deutschland AG und Sky Deuts (Jan Hromadko)

Staffel zwei mit acht Folgen war schnell fixiert: Zu Wasser liefern sich zwei U-Boot-Mannschaften eine erbitterte Verfolgungsjagd. Clemens Schick gibt 1942 den Kommandanten Johannes von Reinhartz, der dem Regime innerlich den Rücken gekehrt hat. Sein Antagonist Ulrich Wrangel (Stefan Konarske) ist ein bipolarer NS-Bluthund. An Land macht Gestapochef Forster (Tom Wlaschiha) Jagd auf Juden und ihre Helfer, während in New York der ehemalige U-Boot-Kapitän Klaus Hoffmann (Rick Okon) an seiner Rückkehr nach Deutschland feilt.

Margot (Fleur Geffrier) will einer jüdischen Familie bei der Flucht helfen
Margot (Fleur Geffrier) will einer jüdischen Familie bei der Flucht helfen © Sky Deutschland AG und Sky Deuts (Stephan Rabold)

Wie in der ersten Staffel gibt es auch in Staffel zwei ein hohes Maß an jungen Darstellern. Charaktere, die in unterschiedlichster Art und Weise ums Überleben kämpfen: als kriegsgeile Heißsporne, als Mitläufer, als perfekte Täter, als zum Opfer gemachte Außenseiter. Sie treffen auf jene, deren leere Augen von unendlicher Kriegsmüdigkeit erzählen. Und es sind jene Rollen, die nicht vom System mit dem Heldenquellcode ausgestattet sind, die hier die spannendsten Entwicklungen durchmachen. Denn im gleichen Maße, wie bei den hochgepushten Kriegshelden der Zersetzungsprozess ihres Höhenfluges einsetzt, beginnt bei anderen die Überzeugung zu wachsen, dass Mut auch auf einem Fundament namens Angst stehen kann.