Der Grazer Autor Clemens J. Setz wurde zum Kleist-Preisträger des Jahres 2020 gewählt. Das teilte uns Günter Blamberger als Präsident der 1960 mit Sitz in Berlin gegründeten Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft mit. Daniela Strigl bestimmte nach dem alten, noch von Richard Dehmel eingeführten Brauch als Vertrauensperson der Jury letztlich alleinverantwortlich den Preisträger. Die Wiener Literaturwissenschaftlerin wird bei er Verleihung am 22. November im Deutschen Theater in Berlin die Laudatio auf den 37-jährigen Grazer Schriftsteller halten, der zuletzt vor einem Jahr den Erzählband „Der Trost runder Dinge“ in seinem Hausverlag Suhrkamp herausgebracht und den galgenhumorigen Roman „Sarah.“ des US-Autors Scott McClanahan übersetzt hat.

Die Jurybegründung: „Den Kleist-Preis erhält mit Clemens J. Setz ein literarischer Extremist im besten Sinne, ein Erzähler und Dramatiker, der seine Leser mit anarchischer Phantasie und maliziöser Fröhlichkeit stets aufs Neue verblüfft, sie an seinem verstörenden Kopf-Universum teilhaben lässt und dabei hinausreißt in den Schwindel der Freiheit. Sein neugieriger Blick auf die Welt verrückt die Maßstäbe der Normalität und verbindet wachste Zeitgenossenschaft mit den ganz alten Fragen, er gilt den Menschen wie den Maschinen und dem, was sie unterscheidet – im Urvertrauen auf die Macht des Bildes und im unausgesetzt ausgesetzten Grenzgang zwischen dem Visionären und dem Pathologischen.“ 

Der Kleist-Preis wurde erstmals 1912 verliehen und erinnert an den Dramatiker Heinrich von Kleist ("Der zerbrochene Krug"), der am 21. November 1811 am Berliner Wannsee Selbstmord beging. Der renommierte Preis galt während der Weimarer Republik als die bedeutendste literarische Ehrung in Deutschland. Preisträger waren damals unter anderem Robert Musil, Bertolt Brecht und Anna Seghers. 1933 löste sich die Kleist-Stiftung auf, um eine befürchtete Übernahme durch die Nazis zu verhindern. 1985 wurde der Kleist-Preis wiederbelebt, diesmal von der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft, um risikofreudige Autoren zu belohnen. Schriftsteller wie Heiner Müller, Ernst Jandl, Herta Müller, Judith Hermann, Albert Ostermaier, Martin Mosebach, Gert Jonke oder Daniel Kehlmann wurden ausgezeichnet. Zulezt erhielten ihn Christoph Ransmayr (2018) und Ilma Rakusa (2019). Seit dem Jahr 2000 erfolgt die Verleihung jährlich in Berlin. Der ausgezeichnete Autor erhält ein Preisgeld von 20.000 Euro.

Zum Autor

Clemens J. Setz wurde am 15. 11. 1982 in Graz geboren, wo er auch heute noch als freier Schriftsteller und Übersetzer lebt. Nach seinem Schulabschluss absolviert er ein Lehramtsstudium in Mathematik und Germanistik an der Karl-Franzens-Universität in Graz. Bereits während seiner Studienzeit arbeitet er als Übersetzer und veröffentlicht Gedichte und Erzählungen in Zeitschriften und Anthologien.

2007 veröffentlicht Setz schließlich seinen Debütroman "Söhne und Planeten", der es auf Anhieb auf die Shortlist des aspekte-Literaturpreises schafft. 2008 nimmt er am Ingeborg-Bachmann-Literaturpreis teil und wird für seine Novelle "Die Waage" mit dem Ernst-Willner-Preis ausgezeichnet. Sein Erzählband "Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes" erhält 2011 den Preis der Leipziger Buchmesse, zuvor war sein zweiter Roman "Frequenzen" bereits 2009 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises.

Seit 2011 verfasst er für die Literaturzeitschrift Volltext die Serie Nicht mehr lieferbar über vergriffene Werke bedeutender Schriftsteller. Sein 2012 erschienener Roman Indigo gelangte auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises. In seinem Gedichtband "Die Vogelstraußtrompete" schickt Clemens J. Setz seine Leser auf einen poetischen Streifzug durch die vielfältigen Realitäten der Gegenwart von Comicstrips bis Wissenschaft und zitiert dabei unter anderem wörtlich aus dem englischen Wikipediaartikel Reality Checkpoint. Auch der 2015 erschienene über 1000 Seiten lange Roman "Die Stunde zwischen Frau und Gitarre" wurde für den Deutschen Buchpreis nominiert.

Die Premiere des Theaterstücks "Frequenzen" (nach dem Roman von Clemens Setz) fand am 12. März 2016 in der Regie von Alexander Eisenach am Schauspielhaus Graz statt. 2018 wurde dort sein Stück "Erinnya" unter der Regie von Claudia Bossard uraufgeführt. Sein Stück Die Abweichungen wurde zu den Mülheimer Theatertagen 2019 eingeladen.