Am 13. Mai wäre er 90 Jahre alt geworden. Am heutigen 23. Jänner ist Adolf Holl, der als  einer der wichtigsten Kirchenkritiker und Querdenker Österreichs galt, gestorben.

Holl wurde  in Wien geboren, wo er Theologie und Philosophie studierte. Von 1954 bis 1973 war er Kaplan und Religionslehrer in der Wiener Pfarre Neulerchenfeld, ab 1963 Dozent an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. "Eigentlich müssten Sie eine neue Kirche gründen", mit diesen Worten suspendierte Kardinal Franz König 1976 den auffälligen Seelsorger vom Priesteramt.

Bereits drei Jahre zuvor war ihm die kirchliche Lehrbefugnis wegen "schweren Irrtümern gegen die katholische Lehre" entzogen worden. Holl stieß kirchliche Würdenträger und manchen kirchentreuen
Katholiken mit seiner Auslegung der Bibel vor den Kopf.

Auch sein internationaler Bestseller "Jesus in schlechter Gesellschaft" rief den Kardinal auf den Plan. Den Umgang der Amtskirche mit neuen Ideen oder Kritik von außen empfand Holl zunehmend als "Mischung aus Selbstgefälligkeit, Heuchelei und Tatsachenblindheit".

Holls mehr als 30 Bücher, darunter "Die linke Hand Gottes", "Falls ich Papst werden sollte" oder "Der Fisch aus der Tiefe" wurden in zwölf Sprachen übersetzt. Im Verlag Styria ist unter anderem der Band "Weihrauch und Schwefel" erschienen. Holl zeigt sich literarisch als Suchender und Wissender. Die Bezeichnung "heiliger Schelm" - sie stammt von Günther Nenning - charakterisiert das Spannungsfeld, in dem sich Adolf Holl bewegte. Einer breiten Öffentlichkeit wurde Holl als origineller Diskussionsleiter des legendären "Club 2" im Fernsehen bekannt.

Im Jahr 2000 wurde er zum Ehrendoktor der Klagenfurter Universität, nachdem er immer wieder am Philosophischen Institut als Lehrbeauftragter tätig war.

Laut dem Klagenfurter Universitätsprofessor Josef Mitterer starb er nach längerer Krankheit friedlich im Beisein seiner langjährigen Partnerin, der ehemaligen "Spiegel"-Journalistin Inge Santner-Cyrus.