Am Dreikönigstag (6. Jänner) erreichen die Feierlichkeiten zum 150-Jahr-Jubiläum des Wiener Musikvereins ihren Höhepunkt: Mit einem offiziellen Festakt ab 10 Uhr begeht man den eigentlichen Geburtstag - wurde das heute zu den renommiertesten Klassikinstitutionen der Welt zählende Haus doch am 6. Jänner 1870 feierlich eröffnet.

Nach Johannes Stockert, dem Präsidenten der Gesellschaft der Musikfreunde, und Intendant Thomas Angyan ergreifen beim Festakt auch Kammerschauspieler Michael Heltau und Altbundespräsident Heinz Fischer das Wort. Im Anschluss folgt die Rekonstruktion jenes Konzerts, mit dem bereits vor 150 Jahren der Goldene Saal als heilige Halle des Hauses inauguriert wurde. Beethovens "Egmont"-Ouvertüre reiht sich hier an Haydns Oratorium "Die Schöpfung", die Mozart-Arie "Konstanze, dich wiederzusehen!" an Schuberts "Pax vobiscum".

Anne-Sophie Mutter

Für diesen Schaukasten der Möglichkeiten des Goldenen Saales sind neben den Wiener Philharmonikern auch Anne-Sophie Mutter als Violinistin, Piotr Beczala als Tenor und als Dirigent Semyon Bychkov verpflichtet, der für den verstorbenen Mariss Jansons übernimmt. "Es ist ein Sammelsurium an Programmzusammenstellung, wie es vor 150 Jahren aber üblich war", umschrieb der Mitte 2020 nach 32 Jahren scheidende Intendant Thomas Angyan den Charakter des Festkonzerts, das am Abend auch in ORF III zu sehen ist.

Tag der offenen Tür

Beendet sind die Feierlichkeiten mit dem Dreikönigstag allerdings nicht. Zu den besonderen Aktivitäten gehört am 29. Februar etwa auch ein Tag der offenen Tür. Am Schalttag sollen nicht nur die bekanten Säle, sondern auch das Archiv mit Mitmachveranstaltungen bespielt werden. Des Weiteren sind Sonderprogramme wie ein dezidierter "Jubiläumszyklus", ein Beethoven-, vor allem aber auch zwei Mahler-Zyklen geplant. Bereits erhältlich ist die Neujahrsmünze der Münze Österreich, die ebenfalls dem Jubiläumskind gewidmet ist und den Apollo aus dem Deckengemälde des Goldenen Saals in Silber respektive Kupfer aufgelegt hat.

Neuer Prachtband

Ebenfalls keine ephemere Erscheinung im Feierreigen ist der neue Prachtband "Der Musikverein in Wien", mit dem im Styria Verlag Joachim Reiber eine ungewöhnliche Würdigung der Institution verfasst hat. Dabei wagt der Chefredakteur der Hauszeitschrift "Musikfreunde", der seit 1989 für den Musikverein tätig ist, einen Blick hinter die Kulissen, ohne ins Anekdotenhafte abzugleiten. Ergänzt um zahlreiche Bilder von Wolf-Dieter Grabner und Künstlerstimmen, die von der Intendantengattin Eva Angyan eingeholt wurden, hat Reiber 17 Essays verfasst, die kryptische Titel wie "Musik sprechen lassen", "Musik vermitteln" oder "Musik sehen" tragen.