Ärzte werden immer gebraucht“, sagt die Oma. „Juristen bekommen leicht einen Job“, die Mama. Und der Vater hat irgendwann gelesen, dass man als Controller gut verdient. Und schon steckt man mitten in einer Ausbildung und ist gar nicht mit dem Herzen dabei. Gut gemeinte Ratschläge von Verwandten oder guten Freunden sind oft der Grund für die Berufsentscheidung, entsprechen aber meist weder der aktuellen Arbeitsmarktsituation noch den Wunschvorstellungen und eigenen Interessen.

Die Qual der Wahl

Augen zu und durch: Die Karrierewahl ist mit viel Aufwand verbunden, den man erst einmal schultern muss. Eigenverantwortung ist das Wort der Stunde
Augen zu und durch: Die Karrierewahl ist mit viel Aufwand verbunden, den man erst einmal schultern muss. Eigenverantwortung ist das Wort der Stunde © Pathdoc / Fotolia

Rund 300 Lehrberufe gibt es in Österreich - gestürmt werden nach wie vor die Klassiker. Bei der Studienwahl ist es ähnlich. Mehrere Hundert Studienrichtungen werden an den etwa 70 Unis, Fachhochschulen und pädagogischen Hochschulen in Österreich angeboten, viele drängen nach wie vor Richtung BWL, Jus oder Medizin. Eine falsche Wahl kommt jedoch nicht nur teuer, sie kostet auch Zeit. Stolpersteine, die man bei der Berufsentscheidung vermeiden kann.

Eigenverantwortung. Die Matura rückt in greifbare Nähe. Und dann? An die Uni? Abgesehen von der Studienrichtung - bevor man inskribiert, sollte man sich überlegen, ob man überhaupt der Typ für die Uni ist. Von dem starren Schulstundenplan befreit, muss man den Weg zu selbstständigem, eigenverantwortlichem Lernen erst einmal finden. Wer es nicht schafft, sich selbst ausreichend zu motivieren, sollte dem Erfolg zuliebe etwa den strafferen Stundenplan mancher Fachhochschullehrgänge vorziehen.

Falsches Studium. Eine Freundin hat gelesen, dass Psychologen viel Geld verdienen? Noch lange kein Grund, sofort Psychologie zu inskribieren. Wer Statistik langweilig findet, ist mit dem Studium nicht gut beraten. Deshalb sollte man schon während der Schulzeit die Gelegenheit nützen und sich an Unis, FHs, in Betrieben umsehen und über die bevorzugten Ausbildungen schlaumachen.

Prestige. „Zumindest drei Semester war ich an der Uni“ - nichts, worauf man stolz sein muss. Mit Sozialprestige hat das nichts zu tun, sondern ist rückblickend vergeudete Zeit. Wichtig ist, dass der Beruf, den man ergreifen will, Spaß macht - ganz egal, welche Ausbildung auch immer man braucht.

Familiensache. Schon der Großvater war Mechaniker? Schön, aber seine Berufswahl und die des Vaters liegen ein Viertel- bis ein halbes Jahrhundert zurück. Deshalb sollte man sich die Meinung der Eltern zwar in aller Ruhe anhören, sich aber fragen, ob die eigenen Wünsche mit dem Rat der Eltern überhaupt zusammenpassen. Wenn Eltern über ihre eigenen Erfahrungen von „damals“ erzählen, kommen meist gehörige Unterschiede zur heutigen Entscheidungsfindung zutage.