Alles, nur keine halben Sachen. Eine Weisheit aus dem Alltag, die auch vor den Universitäten nicht haltmacht: In der Regel empfehlen Hochschulen ihren Studierenden, nach dem Bachelorstudium einen Master anzuhängen. „Erst ein Master ist eine wirklich umfassende fachwissenschaftliche Hochschulausbildung, während der Bachelor die notwendigen Grundlagen liefert. Früher wurde das, was wir heute als Bachelor bezeichnen, Zwischenprüfung genannt“, sagt Professor Stephan Moebius vom Institut für Soziologie der Karl-Franzens-Universität in Graz: „Außerdem hat die Universität meines Erachtens nicht nur die Aufgabe, Fachmenschen auszubilden, sondern auch Persönlichkeiten.“

Wie geht es weiter?

Doch der aktuellen Studierenden-Sozialerhebung des Instituts für Höhere Studien zufolge verzichten immer mehr Absolventen auf das Master-Angebot. So schlossen im Studienjahr 2014/15 rund 29.000 Studierende mit dem Bachelor ab, aber lediglich 13.500 mit dem Master. Das heißt: Immer mehr entscheiden sich für den direkten Berufseinstieg nach dem Bachelor. Der Grundtenor: In der Wirtschaft wird ein Master zwar gerne gesehen, aber es geht auch ohne.

Das denken Personalchefs

Sigrid Bergmann, Personalleiterin der Volksbank Steiermark, steht dem offen gegenüber. „Ein Master signalisiert, dass man aufgeschlossenen für Weiterbildung und bereit ist, Leistung zu bringen.“ Doch wenn die Bereitschaft vorhanden sei, unterstütze man auch Bachelor-Absolventen in Sachen Höherqualifikation beispielsweise mit einem betriebseigenen Traineeprogramm. Denn: „Wenn das Fachwissen bereits da ist, muss man nicht zwangsweise weiterstudieren, nur damit man einen Titel vorzuweisen hat.“

An der Medizinischen Uni Graz ist Claudia Schober vom Personalmanagement den Regelungen des Universitätsgesetzes verpflichtet. „Für bestimmte Positionen ist ein Master vorgesehen, um hier direkt in das wissenschaftliche Arbeiten einsteigen zu können. Diese Stellen sind auch in dieser Form ausgeschrieben“, sagt sie.

Deutlich für einen Master-Abschluss spricht sich Christiana Zenkl, Personalchefin von Infineon Austria, aus. Sie sieht in der Hightech-Branche den Fokus ganz klar auf Master- und Doktortitel. „Wir stellen auch Bachelor-Absolventen ein, wobei diese mit rund 15 Prozent die kleinste Gruppe bilden“, erklärt sie. „Ein Masterstudium in technischen Studienrichtungen lohnt sich heute mehr denn je.“ Man brauche sich nur die großen globalen Entwicklungen rund um Mobilität, Energieeffizienz sowie Sicherheit und die dafür benötigte hohe Anzahl an Fachkräften anzusehen.

Wo es Probleme geben kann

Eva Blimlinger, Präsidentin der Universitätenkonferenz, warnt vor finanziellen Nachteilen als Bachelor: „Die Wirtschaft bietet zwar Jobs und man beschäftigt die Absolventen auch – aber man bezahlt sie nicht entsprechend. Für die Arbeitgeber ist es so, als ob man keinen Abschluss hat“, sagt sie.