In Österreich sterben jährlich rund 80.000 Menschen, davon 10.000 bis 12.000 im erwerbsfähigen Alter. Trauer am Arbeitsplatz habe jedoch meist keinen Platz, kritisieren die Gewerkschaften und fordern mehr Unterstützung für Betroffene. Erste Abhilfe soll ein neuer Ratgeber zum Thema schaffen, der am Dienstag in Wien präsentiert wurde.

"Wenn Trauer keine Privatsache ist" heißt die Broschüre, die von den Gewerkschaften GÖD und vida, dem Verein Rundumberatung und der Österreichischen Beamtenversicherung herausgegeben wurde. Sie enthält unter anderem Tipps zum Umgang mit trauernden Kollegen, Hilfe für den Fall, dass ein Kollege stirbt, sowie Grundregeln für das Verfassen von Kondolenzschreiben.

Die Verarbeitung von Todesfällen ist oft ein langwieriger Prozess."Es wird erwartet, dass man sich privat damit beschäftigt und dann wieder funktioniert. Das funktioniert aber nicht immer, weil wir Menschen keine Maschinen sind", so Elisabeth Vondrasek, stellvertretende vida-Vorsitzende.

Vereinbarungen, wie es sie beispielsweise schon für den Umgang mit Mobbing oder Burn-Out im Betrieb gebe, können für mehr Sicherheit im Fall des Falles sorgen. Eine derartige Musterbetriebsvereinbarung werde dieses Jahr erarbeitet, kündigt Vondrasek an. Weil der Bedarf an Unterstützung groß sei, gebe es seit kurzem auch Seminare und Workshops zum Thema.

Warum Arbeitgeber sich mit Tod im Betrieb beschäftigen sollten, rechnet Daniela Musiol vom Verein Rundumberatung vor. Studien hätten versucht, den Produktivitätsverlust aufgrund von Trauer am Arbeitsplatz zu bestimmen. Laut dem Grief Index aus den USA macht das im Jahr mehr als 37,5 Milliarden US-Dollar aus. "Das bedeutet umgerechnet fünf Wochen Shutdown in den USA", so die Supervisorin und Trauerberaterin.

Es sei keine Frage der Produktivität, sondern der guten Unternehmenskultur, Platz für Trauer zu schaffen, so Josef Trawöger, ÖBV-Vorstandsvositzender: "Unternehmen werden oft auf ihre Bilanz reduziert, dabei wird vergessen, dass es sich um Menschen handelt."