In Ihrer prämierten Masterarbeit beschäftigen Sie sich mit Menschen in Pflegeheimen. Warum haben Sie sich diesem Thema zugewandt?
DIANA HOLBURA: Der demografische Wandel stellt eine besondere gesellschaftliche Herausforderung dar, somit wird das Thema „Lebensalter“ inzwischen als wichtiges Forschungsgebiet anerkannt. Laut Statistik Österreich wird im Jahr 2021 die Generation 65 plus zahlenmäßig größer sein als die unter 20-Jährigen. Die Prognosen sprechen dafür, dass aufgrund der hohen Lebenserwartung die ständig wachsende Zahl pflegebedürftiger Menschen in den kommenden Jahren weiter ansteigen wird.

Welche Frage ergibt sich durch die demografische Entwicklung?
In den meisten Ländern liegt der Fokus auf Analysen und politischen Maßnahmen für die alternde Bevölkerung, für die gezielt Technikkonzepte und Hilfestellungen wie Ambient Assisted Living, Infrastrukturen, Wohnraumkonzepte, Umgang mit IT und vieles mehr erarbeitet werden sollen. Es ist uns nicht möglich, den demografischen Wandel zu stoppen, sondern diesem kann lediglich durch Ergreifen gezielter Ansätze wie eine Erhöhung der Geburtenrate, aber auch Migration, Familienpolitik, Innovationspolitik, technische Lösungen, Vernetzung von Menschen entgegengewirkt werden.

Was war Gegenstand Ihrer Masterarbeit an der FH Kärnten?
Die Forschungsarbeit hat den Prozess der Eingewöhnung im Pflegeheim im Längsschnitt – Erhebung an zwei verschiedenen Zeitpunkten – dargestellt. Dieser kann etwa vier Wochen bis zu einem halben Jahr dauern. Folgende Forschungsfragen wurden beantwortet: Wie erleben ältere Menschen den Übergang vom Eigenheim oder einem Krankenhaus in ein Pflegeheim? Wie gestaltet sich die Eingewöhnungsphase nach dem Umzug in ein Pflegeheim? Wie sind die Verläufe zwischen Zeitpunkt 1 und Zeitpunkt 2?

Ist es möglich, diesen Umzugsprozess reibungslos und angenehm zu gestalten?
Das beginnt schon bei der Entlassung aus dem Krankenhaus, wo die meisten Betroffenen etwa nach einem oder mehreren Stürzen wochenlang stationär behandelt werden. Da erweist sich die Transparenz beim Eintritt ins Pflegeheim als unerlässlicher Einflussfaktor. Die künftigen Pflegeheimbewohner und Pflegeheimbewohnerinnen müssen vorab informiert werden, was ihnen bevorsteht – es kommt oft vor, dass nur die Angehörigen gefragt und über die Option eines Pflegeheimeintrittes ausführlich in Kenntnis gesetzt werden. Begleitungs-, Beratungs- und Vorbereitungsprogramme sind vor dem Einzug in ein Pflegeheim unbedingt erforderlich.

Wie könnten Pflegekräfte und Angehörige gegensteuern beziehungsweise der zu pflegenden Person die Angst nehmen?
An mangelnder Kommunikation und Information scheitert es vor allem! Als unerlässliche Ressourcen für eine erfolgreiche Eingewöhnung ins Pflegeheim haben sich der eigene wahrgenommene Gesundheitszustand, die eigene Zufriedenheit, die wahrgenommene Autonomie und Sicherheit sowie regelmäßiger Kontakt mit Angehörigen als hilfreich erwiesen. Damit das gewährleistet werden kann, müssen die oben genannten Einflussfaktoren ermöglicht werden.

Ihre Masterarbeit wurde vom Österreichischen Netzwerk der FH-Studiengänge für Gesundheitsmanagement und der Wirtschaftskammer Österreich mit dem dritten Platz beim Health Research Award gewürdigt. Was war Ihr erster Gedanke, als Sie von der Auszeichnung erfahren haben?
Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht mehr, an was ich als Erstes gedacht habe. Ich habe mich jedenfalls wahnsinnig darüber gefreut, dass die viele Arbeit – und die lange Zeit, fast zwei Jahre, wo ich mit der Erhebung, der Auswertung und schlussendlich mit dem Verfassen meiner Masterarbeit „Lebensqualität nach dem Einzug in ein Pflegeheim. Eine qualitative Längsschnittstudie“ beschäftigt war, und das neben Job und Familie, – nicht nur für einen akademischen Abschluss „gut genug“ war, sondern auch auf Interesse von außen gestoßen ist.

Preisträgerin und FH-Absolventin Diana Holbura
Preisträgerin und FH-Absolventin Diana Holbura © KK/FH Kärnten