"Auf dass die Vergangenheit in Zukunft anders werde": Unter diesem Motto steht das erste Kapitel des Sammelbands „Erinnerungsgemeinschaften im Grenzraum – Spominske kulture na obmejnem območju“. Das umfangreiche Werk entstand als wissenschaftlich-praktisches Projekt zur Kärntner Landesausstellung 2020 und ist gleichzeitig der Startschuss für einen neuen Schwerpunkt der PH Kärnten.

Der Fokus liegt auf dem Thema Erinnerungskultur. Dabei geht es um die Deutung von Geschichte, welche historischen Ereignisse im gesellschaftlichen Gedächtnis bleiben und welche ausgeblendet werden. Wenn die Forderung gestellt wird, Vergangenheit solle in Zukunft anders werden, dann ist damit ein neues, inklusiveres Geschichtsbild gemeint.

„Ausgehend von der Situation in Kärnten möchten wir die Erinnerungskultur einem breiteren Publikum zugänglich und verständlich machen“, sagt Daniel Wutti. Der Psychologe arbeitet am Institut für Mehrsprachigkeit und Transkulturelle Bildung der PH Kärnten, wo der neue Forschungsschwerpunkt angesiedelt ist. Wutti hat auch den vorliegenden Sammelband mit herausgegeben.

Ein gutes Drittel in dem Werk widmet sich der Frage, wie Erinnerungskultur sowohl informativ als auch spannend in den Unterricht integriert werden kann. In allen Schulstufen lasse sich das Thema fächerübergreifend an die Schüler vermitteln, ist Wutti überzeugt: „Auch in der Volksschule sind die Kinder bereits sehr gut in der Lage, die Inhalte zu verstehen.“

Anhand von 33 praktischen Beispielen wird beschrieben, wie Lehrer in der Primarstufe und in den höheren Klassen das Thema Erinnerungskultur behandeln können. Ein besonderer Fokus liegt darauf, wie die Geschichte des 10. Oktober in Schulklassen vermittelt werden kann: „Volksschulkindern lässt sich der Landesfeiertag zum Beispiel mit Rollenspielen gut näherbringen. Dabei lernen sie, geschichtliche Vorgänge aus mehreren Perspektiven zu betrachten“, sagt Wutti. Für ältere Schüler schlägt er Unterrichtseinheiten mit Foto-Walks vor: Dabei können die Schüler historische Orte in ihrer unmittelbaren Umgebung erkunden und ihre eigenen Sichtweisen darauf dokumentieren. Das helfe auch dabei, den Sinn von Denkmälern zu verstehen und kritisch zu hinterfragen.

Lehrer in Unterrichtsgestaltung einbinden

Lehrer sollen ebenfalls vom neuen Forschungsschwerpunkt der PH profitieren: Neue Fortbildungsveranstaltungen zum Themengebiet sind bereits in Planung, im aktuellen Semester mit besonderem Fokus auf das Gedenkjahr der Kärntner Volksabstimmung. Die PH hat einen grenzüberschreitenden Zugang gewählt und möchte auch Lehrer aus Slowenien für den Besuch der Veranstaltungen motivieren. Wutti ist dabei wichtig, die Lehrer in der Unterrichtsgestaltung einzubinden: „Wir möchten den Lehrern Werkzeuge in die Hand geben, mit denen sie selbst weiterarbeiten können.“

Schon bei der Zusammenstellung des Unterrichtsmaterials im zweisprachigen Sammelband arbeiteten Lehrer aus Kärnten und Slowenien eng zusammen. Das Projekt der Pädagogischen Hochschule wurde im Rahmen von CarinthiJa2020 gefördert. Grenzüberschreitendes Denken will die PH nicht nur bei den Lehrern, sondern auch bei den Schülern fördern. „Junge Menschen interessiert es sehr, ältere Themen neu zu denken. Das gilt es verstärkt zu fördern“, sagt Wutti.

Daniel Wutti
Daniel Wutti © PH Kärnten/KK