Rund 618 Millionen Euro hat die Forschungsförderungsgesellschaft FFG im letzten Geschäftsjahr 2018 an Hochschulen, Unternehmen und Forschungseinrichtungen ausgeschüttet. Wie wird entschieden, wer Geld bekommt und wer nicht?
KLAUS PSEINER: Wir haben klare Richtlinien, die unsere Wettbewerbsverfahren leiten, und beurteilen nach vielen Kriterien, was förderungswürdige Forschungsvorhaben sind. Aber es gibt einen zentralen Aspekt, nach dem wir uns immer richten: Die Forschung muss eine Perspektive haben, dass sich ihr Ergebnis umsetzen lässt und eine Wirkung erzielt. Das heißt, am Ende muss etwas dabei herauskommen, entweder ein neues Produkt, eine neue Dienstleistung oder ein andersgearteter Nutzen.

Wie kann man so etwas einschätzen? Vielen Forschungsprojekten ist gemeinsam, dass sie am Anfang noch recht vage sind.
Das ist gar nicht so schwer. Bei uns ist ein hohes Maß an Erfahrung angesiedelt, Mitarbeiter, die seit Jahren Anträge ansehen und bewerten. Mit der Zeit kennt man die Partner in der Forschung, weiß, wozu sie imstande sind und was sie bereits geleistet haben. Wir wissen auch, was technisch möglich ist und sagen stopp, wenn ein Antrag übers Ziel hinausschießt. Wir wollen Projekte aber nicht abwürgen, sondern aufzeigen, wohin sie führen sollten.

1500 bis 2000 Projektanträge wandern jedes Jahr über Ihren Schreibtisch – welche Prioritäten setzt man bei so einer Fülle als Fördergeber?
Grundsätzlich fördern wir alle wissenschaftlichen Disziplinen gleichmäßig, unsere Gelder gehen sowohl an große Institutionen wie auch an kleine Forschungsgruppen. Wir freuen uns über ihre Themen und Vorschläge, geben aber über verschiedene Formate auch inhaltliche Vorgaben. Was wir jetzt gerade haben wollen, ist konjunktureller Aufschwung nach der Pandemie. Wir unterstehen dem Klimaschutzministerium, das großen Wert auf nachhaltige Forschungsagenden legt. Die FFG wird also verstärkt neue Klimaschutztechnologien in den Fokus stellen.

In Kärnten tut sich in dieser Hinsicht einiges, angefangen beim Mobilitätsprojekt SURAAA der FH Kärnten bis zur Wasserstoffnutzung bei Infineon.
Und Kärnten ist auch ein starker Partner der FFG. Im Schnitt gehen 30 Millionen Euro an Fördergeldern an das Bundesland, die Kärntner Forscher können sich regelmäßig im Wettbewerb um die Gelder beweisen. Kärnten hat ein breites inhaltliches Spektrum, mit Schwerpunkten auf Informations- und Kommunikationstechnologien, Projekten zur Produktionsverbesserung und Innovation bis hin zu Umwelt-, Energie und Mobilitätsthemen.

Und dennoch muss sich Kärnten mit einer großen Abwanderung der besten Köpfe abfinden, Stichwort Braindrain. Was muss sich am Forschungsstandort verbessern, um den Abgang zu stoppen?
Insgesamt betrachtet, lässt sich sagen, dass Kärnten gut dasteht als Forschungsstandort. Mit dem Lakeside Park besteht ein hervorragender Forschungscluster, der in dieser Form einzigartig in Österreich ist. Mein Rat lautet, sich dieses Beispiel zu Herzen zu nehmen und weitere solche Schwerpunkte zu setzen, bei denen gerade die mittelständischen Unternehmen zu verstärkter Kooperation finden.

Also noch mehr Kooperationen?
Da rennt man bei mir offene Türen ein. Mit der TU Graz funktioniert das schon recht gut, aber man sollte auch über nationale Grenzen hinaus denken. Der Alpen-Adria-Raum hat echtes Potenzial, und das weiß Kärnten natürlich.

Klaus Pseiner ist Geschäftsführer des FFG
Klaus Pseiner ist Geschäftsführer des FFG © Petra Spiola