Eine Fremdsprache zu erlernen, ist nicht leicht. Sie zu unterrichten, auch nicht – besonders dann, wenn man als Lehrer mit einer Gruppe arbeitet, in der vom Anfänger bis zum Muttersprachler eine große Bandbreite von Wissen über die betreffende Fremdsprache vorliegt. Diese Situation kennen die Lehrer an Kärntens insgesamt 59 Volksschulstandorten, an denen Slowenisch unterrichtet wird, nur zu gut: „Sie stehen vor der Herausforderung, Anfänger nicht zu überfordern und gleichzeitig Kinder, die mit der slowenischen Sprache aufgewachsen sind, nicht zu langweilen“, sagt Maria Pörtsch. Sie hat sich gemeinsam mit ihrer Kollegin Bernarda Volavšek Kurasch an der PH Kärnten dieses Problems angenommen. Das Ergebnis: ein neues Lehrbuch.

„7 ZGODB – Slovenščina za heterogene skupine – 7 GESCHICHTEN – Slowenisch für heterogene Sprachlerngruppen“ heißt diese Publikation, die seit Herbst im Unterricht an zweisprachigen Volksschulen verwendet wird. Beteiligt an der Erstellung waren auch Absolventinnen der zweisprachigen Ausbildung am Institut für Mehrsprachigkeit und Transkulturelle Bildung der PH. Die Unterrichtsmaterialien umfassen sieben Hefte mit 175 Seiten an Übungen und Zusatzmaterialien wie Spielkarten, Wort-Bild-Karten und Satzstreifen. „Durch die vielen schönen Illustrationen ist das Material sehr ansprechend und kindgerecht aufbereitet. Die klare Strukturierung erlaubt es, dass Fortgeschrittene nach kurzer Anleitung des Lehrers selbstständig arbeiten können, damit der Lehrer sich dann den Schülern mit weniger Sprachkenntnissen in der Gruppe stärker widmen kann“, sagt Pörtsch. Auf einer mitgelieferten CD haben die Schüler die Möglichkeit, die Geschichten aus den Büchern noch einmal anzuhören. Die Sprecher lassen dabei bewusst längere Pausen, damit die Kinder die Sätze genau anhören und nachsprechen können. „So bekommen sie ein gutes Gefühl für die Melodie der Sprache“, sagt Pörtsch. Apropos Melodie: Auf der CD finden sich sieben slowenische Lieder, die zu den Geschichten passen und die eigens von einer der Mitautorinnen komponiert wurden.

„Es ist nie zu früh für eine neue Sprache“

Sie haben die Hefte für den slowenischen Unterricht aus sprachwissenschaftlicher Sicht begleitet. Was war Ihnen dabei wichtig?
BERNARDA VOLAVŠEK KURASCH: Mir ging es auch um die sprachliche Weiterentwicklung unserer jungen Pädagoginnen und Pädagogen. Sie stehen am Übertritt in ihren Rollen von Studierenden hin zu Sprachvermittlern. Als solche müssen sie die Sprache nicht nur richtig anwenden, sondern auch kindgerecht erklären können.

Ist es in der Volksschule schon an der Zeit, eine Fremdsprache zu unterrichten?
Mit einer neuen Sprache zu beginnen, ist nie zu früh. Wir wissen, dass Kinder von Geburt an Sprache erlernen, entscheidend dabei ist Sprachkontakt. Natürlich muss in der Volksschule aber darauf geachtet werden, dass kleine Kinder noch keine Grammatikkenntnisse besitzen. Man muss daher viel mehr durch das Erleben von Sprache vermitteln.

Wie machen die Lehrer das?
Mit viel Offenheit und der Bereitschaft zum Einbringen innovativer Akzente und Impulse in den schulischen Sprachunterricht. Der Unterricht wird neu gestaltet.

Bernarda Volavšek Kurasch
Bernarda Volavšek Kurasch © KK/PH Kärnten