Während in vielen Bereichen die neue Normalität Einzug hält, gilt weiterhin die Empfehlung zum Homeoffice. Deswegen ist es an der Zeit für eine Zwischenbilanz. „Was war alles möglich in diesen vergangenen Wochen und was kann ich davon auch als Ressource in die Zukunft mitnehmen?“, fasst es Gesundheitspsychologin Kerstin Kulterer-Prodnik zusammen. „Viele haben nun gesehen, was sie schaffen können, sei es nun als Team oder als Einzelperson.“ 

Neben den positiven Aspekten wurden aber auch eventuelle Schwachstellen aufgezeigt, aus denen man für die Zukunft lernen kann. Im Homeoffice gibt es aber einige andere Punkte, die durchaus schwerfallen können – Selbstorganisation oder die Trennung zwischen Arbeit und Freizeit. Hier noch einmal die wichtigsten Eckpunkte und Tipps der Experten.
Selbstorganisation.
Anders als im Arbeitsalltag wird einem im Homeoffice keine Struktur vom Arbeitgeber vorgegeben. „Manche haben ein Problem damit, im privaten Umfeld, in eine hochprofessionelle Rolle zu schlüpfen. Deswegen sind auch jene im Vorteil, die strukturiert und selbstorganisiert arbeiten“, erklärt Expertin Kulterer-Prodnik. All jene, die sich zu Hause schwertun, sollten sich einen Tagesplan erstellen, um ihre Arbeit zu strukturieren und einzuteilen.

Zeiteffizienz.
Klare Strukturen und Regeln sind im Homeoffice entscheidend, jedoch darf man nicht auf die soziale Komponente vergessen, wie Arbeits- und Organisationspsychologie Paul Jimenez erklärt: „Viele verzichten in Videokonferenzen komplett auf Smalltalk, was schade ist, weil er dabei hilft ein Team zusammen zu halten. Lockeres Plaudern ist das Schmiermittel des Zusammenarbeitens. Es vermittelt Zusammenhalt und gibt Vertrauen. Und Vertrauen ist immer ein Vorschuss.“
Arbeitsplatz.
Im Idealfall hat man ein eigenes Büro. Ist das nicht möglich, sollte zumindest der Arbeitsplatz in der Arbeitszeit anders gestaltet sein als in der Freizeit. Um Kinder darauf aufmerksam zu machen, dass Mama oder Papa gerade arbeitet oder in einer Videokonferenz sitzt, können zum Beispiel rote Stopp-Tafeln an der Tür helfen.
Bewegung.
Im Homeoffice fällt der Arbeitsweg weg und somit auch ein Teil der täglichen Bewegung. Deswegen rät die Gesundheitspsychologin zu kleinen Bewegungseinheiten. „Wenn man sich gestresst fühlt und merkt, dass man feststeckt – stecken Körper und auch Geist fest. Sobald wir den Körper bewegen, kommt auch der Geist wieder in Schwung.
Selbsterfahrung.
In der Ausnahmesituation der vergangen Tage haben sich viele auf neue Weise kennengelernt. „Das ist auch etwas, was uns am meisten helfen kann. Die Frage: Was ist mir wichtig? Was brauche ich, um gut arbeiten zu können? Und was raubt mir Energie?“, fasst Kerstin Kulterer-Prodnik zusammen. „Das alles haben wir viel stärker erlebt, weil so viel anderes weggefallen ist. Bedürfnisse waren stärker spürbar.“

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Abgrenzen.
Eine Linie zwischen Arbeitszeit und Freizeit zu ziehen, ist im Homeoffice entscheidend. Diese Abgrenzung fällt aber nicht nur im Homeoffice, sondern auch in der Kurzarbeit schwer. Kerstin Kulterer-Prodnik: „Es geht oft auch wider die Natur und wider das berufliche Selbstverständnis, nicht immer erreichbar zu sein. Aber es geht um Selbstschutz und die Energie, durchzuhalten.“Managen in der Krise.
Auch für Führungskräfte sind diese Zeiten herausfordernd. Wichtig sei vor allem, eine Vertrauenskultur aufzubauen, so Paul Jimenez. „Verantwortung abgeben können und daran glauben, dass alle an einem Strang ziehen, so sieht modernes, agiles Arbeiten aus. Loben und im Sinne des Ergebnisses mit den Menschen sprechen – und nicht im Sinne des Controllings.“

Sowohl, als auch.
Beide Experten sind sich einig, dass man in Zukunft verstärkt auf eine Sowohl-als auch-Kultur setzen könnte. Verschiedenste Aufgaben sollten je nach Anforderungen am Arbeitsplatz oder im Homeoffice möglich sein.

Feiern.
Paul Jimenez: „Besonders wichtig ist es, Erfolge zu feiern und nicht immer einfach die Liste der Aufgaben zu verlängern.“