Was passiert, wenn große Teile der Feuerwehr durch die ansteckende Omikron-Variante des Coronavirus ausfallen, in Quarantäne müssen oder erkranken? Zu wenig Feuerwehrleute, wenn es brennt - könnte das wirklich eintreffen? Ein Szenario, das angesichts des dramatischen Anstiegs an Neuinfektionen realistisch ist, das sich aber niemand vorstellen will. Beim Landesfeuerwehrverband Kärnten, den 399 Freiwilligen Feuerwehren in Kärnten und der Berufsfeuerwehr Klagenfurt sieht man sich gut aufgestellt. Man hat rechtzeitig Vorkehrungen getroffen, um so gut es eben geht einen solchen Ausnahmezustand zu verhindern. Bislang gibt es zwar coronabedingt personelle Ausfälle, aber diese sind derzeit noch im Rahmen.

Im Landesfeuerwehrverband Kärnten wurden bereits im Vorjahr Vorgehens- und Verhaltensregeln für alle Freiwilligen Feuerwehren festgelegt. Landesfeuerwehrkommandant Rudolf Robin hat zusätzlich eine Anweisung für eine coronakonforme "Einsatzabwicklung im Feuerwehr- und Einsatzdienst" gegeben.

Auch während des Einsatzes muss eine FFP2-Maske getragen werden. Am Foto Feuerwehrmann Matthias Dular von der FF Finkenstein beim Löschen
Auch während des Einsatzes muss eine FFP2-Maske getragen werden. Am Foto Feuerwehrmann Matthias Dular von der FF Finkenstein beim Löschen © Martin Sticker/LFKDO Kärnten

Die rund 20.000 aktiven Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren müssen beispielsweise einen Ein-Meter-Mindestabstand zu Kameraden und möglichst auch im Einsatz einhalten. Auch während des Einsatzes muss eine FFP2-Maske getragen werden. Das Helmvisier ist zu schließen. Weiters dürfen derzeit keine kameradschaftlichen Aktivitäten erfolgen. Im Einsatz- und Übungsdienst gilt die 3G-Regel.

Omikron wird auch vor den Feuerwehren (am Bild Matthias Dular von der FF Finkenstein) nicht Halt machen, man bereitet sich aber - so gut es geht - auf drohende Personalausfälle vor
Omikron wird auch vor den Feuerwehren (am Bild Matthias Dular von der FF Finkenstein) nicht Halt machen, man bereitet sich aber - so gut es geht - auf drohende Personalausfälle vor © Martin Sticker/LFKDO Kärnten

Auch hausintern in der Feuerwehrzentrale in Klagenfurt ist man gewappnet: Die Bediensteten der Landesalarm- und Warnzentrale (LAWZ), der Feuerwehr-Notrufzentrale, wurden Anfang Dezember in Dienstgruppen eingeteilt, die Dienstübergabe erfolgt stets kontaktlos. Vor jedem Dienstbeginn wird ein Antigen-Test durchgeführt. 90 Prozent der Disponenten haben bereits die dritte Corona-Schutzimpfung erhalten, teilt Oskar Grabner vom Landesfeuerwehrverband, mit. 

In der Landesfeuerwehrschule finden derzeit noch einsatzrelevante Lehrveranstaltungen (z. B. Atemschutzkurse) unter Einhaltung eines Covid-19-Präventionskonzeptes statt. Lehrpersonal und Schüler werden vor Beginn einer Lehrveranstaltung immer getestet und tragen durchgängig Masken. 

Das dichte Netz an Freiwilligen Feuerwehren in Kärnten könnte sich gerade im Ernstfall als Vorteil erweisen. "Wenn eine Freiwillige Feuerwehr nicht in der Lage ist auszurücken, so wird die nächste Freiwillige Feuerwehr alarmiert", sagt Grabner.

Testungen stehen an der Tagesordnung: Tester Michael Novak und Proband Günther Kriegl in der internen Feuerwehr-Teststraße
Testungen stehen an der Tagesordnung: Tester Michael Novak und Proband Günther Kriegl in der internen Feuerwehr-Teststraße © Landesfeuerwehrschule

Gegen einen drohenden massiven Personalausfall hat sich die Berufsfeuerwehr Klagenfurt ebenfalls mit strengen Vorsichtsmaßnahmen gerüstet: Die komplette Einsatzmannschaft ist seit bereits zwei Jahren in vier Gruppen unterteilt. Die Gruppen arbeiten getrennt und haben sich seit Pandemiebeginn nicht mehr getroffen. Wegen Omikron wurden die Gruppen noch einmal in Untereinheiten geteilt. Jede Feuerwehrfrau und jeder Feuerwehrmann wird derzeit täglich vor Dienstbeginn getestet, ein PCR-Gurgeltest und ein Antigen-Test sind Pflicht. "99 Prozent der rund 90 Mitarbeiter sind bereits dreifach geimpft. Wir wollen aber trotzdem kein unnötiges Risiko eingehen", sagt Offizier Wolfgang Germ, Sprecher der Berufsfeuerwehr.

Seit zwei Jahren ein fixes Team: Die Einsatzgruppe C der Berufsfeuerwehr Klagenfurt mit ihrem Offizier Wolfgang Germ (links)
Seit zwei Jahren ein fixes Team: Die Einsatzgruppe C der Berufsfeuerwehr Klagenfurt mit ihrem Offizier Wolfgang Germ (links) © Berufsfeuerwehr Klagenfurt

Urlaubssperre

Seit zwei Jahren gibt es für alle eine Urlaubssperre und für nicht im Dienst befindliche Kameraden eine permanente Rufbereitschaft mit der verpflichtenden Vorgabe, innerhalb von vier Stunden auf der Wache zu sein. "Das ist eine enorme Belastung für den Einzelnen, aber notwendig, damit wir unsere Schlagkraft sicherstellen und die Sicherheit der Bevölkerung gewährleisten können", sagt Germ.

Die Leitstelle ist ein sensibler Bereich. Die Leitstellendisponenten Löschmeister SimonTatschl und Hauptbrandmeister Wolfgang Kronfuß arbeiten deshalb abgeschottet von der Außenwelt.
Die Leitstelle ist ein sensibler Bereich. Die Leitstellendisponenten Löschmeister SimonTatschl und Hauptbrandmeister Wolfgang Kronfuß arbeiten deshalb abgeschottet von der Außenwelt. © BFW Klagenfurt/KK

Dienst in der Isolation

Die Disponenten in der Leitstelle, die Feuerwehrnotruf- und Einsatzzentrale gehört zu den kritischen Bereichen, arbeiten völlig isoliert. Es sind jeweils zwei Mitarbeiter gleichzeitig im Dienst, Kontakt nach außen gibt es nur über das Telefon. Acht-Stunden-Mitarbeiter, etwa aus den Bereichen Büro und Lager, befinden sich angesichts der aktuellen Situation im Homeoffice. Im Fitnessraum dürfen nur zwei Personen trainieren und sie müssen obendrein von derselben Gruppe sein. Selbst bei den Raumpflegern wurden die Putzpläne darauf abgestimmt, mit Mitarbeitern möglichst nicht in Kontakt zu kommen. Das Areal der Berufsfeuerwehr in Klagenfurt ist derzeit für Externe Sperrgebiet.

Im Ernstfall ins Hotel

Was wird unternommen, wenn trotz aller Vorsicht, doch zahlreiche Einsatzkräfte ausfallen? "Um einen Ausfall von ganzen Gruppen zu verhindern, würden wir die Mitarbeiter in einem externen Quartier ständig isolieren, das ist aber nur eine Maßnahme für den absoluten Notfall", sagt Germ. Im Ernstfall müsste man auch überlegen, Corona-Infizierte ohne Symptome sowie Kontaktpersonen weiter Dienst machen zu lassen, sagt der Offizier. Das sei allerdings eine politische Entscheidung.