Die Pelzindustrie hat als Reaktion auf Kritik an tierquälerischen Zuständen auf Pelzfarmen das Zertifizierungsprogramm WelFur eingeführt. Ein im Europäischen Parlament vorgelegter Bericht der Fur Free Alliance (FFA) bezeichnet dieses aber als zynische PR-Maßnahme, wie FFA-Mitglied Vier Pfoten am Mittwoch betonte.

Nach Angaben des Branchenverbandes Fur Europe sollen ab 2020 nur noch WelFur-zertifizierte Felle auf europäischen Pelzauktionen verkauft werden. Laut Vier Pfoten und anderen FFA-Mitgliedern gewährleiste die Initiative jedoch weder, dass die Grundbedürfnisse von Füchsen und Nerzen in engen Käfigbatterien erfüllt werden, noch schütze es einzelne Tiere vor körperlichen Schäden oder Verhaltensstörungen.

Interessenskonflikte bei der Zertifizierung

Füchse graben in freier Wildbahn, während Nerze Zugang zu Bademöglichkeiten brauchen. Das WelFur-Programm berücksichtige diese wichtigen Bedürfnisse nicht. Weiters liefert der Report laut Vier Pfoten Hinweise auf Interessenskonflikte bei der Zertifizierung: So besitze der finnische Pelzzuchtverband 38 Prozent der Aktien der Firma Luova, die für die Überprüfung finnischer Pelzfarmen zuständig sei.

Die NGO warnt die Branche und Konsumenten "eindringlich" vor der neuen Initiative. Aus Tierschutzsicht handle es sich um "ein scheinheiliges Greenwashing-Siegel, das den grausamen Tod von Millionen von Tieren jährlich legitimieren soll".

Die Pelztierzucht ist in den folgenden EU-Mitgliedsstaaten bereits verboten bzw. befindet sie sich in der Auslaufphase oder wurde aufgrund höherer Haltungsvorgaben beendet: Österreich, Deutschland, Schweiz, Großbritannien, Tschechische Republik, Kroatien, Slowenien, Niederlande, Luxemburg, Slowakei und Belgien. Auch Irland und Bulgarien verhandeln derzeit ein Verbot der Pelztierzucht. Dänemark, Finnland und Polen hingegen zählen zu den größten Pelz-Produzenten der EU.