Wien unterstützt die Jugend-Beratung "Rat auf Draht" mit einem Sonderbudget. Mit den nun dotierten 30.000 Euro soll vor allem das Chat-Angebot ausgebaut werden. Das berichteten Jugendstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) und SPÖ-Gemeinderat Marcus Gremel am Freitag in einer Pressekonferenz.

Kinder und Jugendliche, aber auch Familien würden zu den am meisten von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffenen Bevölkerungsgruppen gehören, wurde betont. Lockdowns, Home-Schooling und gleichzeitiges Home-Office der Eltern hätten zu Depressionen, Angstzuständen, Essstörungen und weiteren psychischen und körperlichen Problemen geführt.

"Wenn wir sehen, dass Kinder und Jugendliche, die unsere Zukunft sind, in Depressionen verfallen und mit der Bewältigung der Pandemie massiv zu kämpfen haben, ist es unsere Pflicht als Stadt Wien, den Betroffenen konkret unter die Arme zu greifen und rasche Hilfestellung zu gewährleisten", hielt Wiederkehr fest. Es gebe ein Netz an Service- und Informationsstellen - wobei "147 Rat auf Draht" zu den bekanntesten und niederschwelligsten Institutionen gehöre.

Bei der seit über 30 Jahren bestehenden Kinder- und Jugend-Notfallnummer, die seit 2014 Teil von SOS-Kinderdorf ist, sind laut Stadt seit Beginn der Pandemie 69.000 Beratungen geführt worden. Rund 35 Prozent der Anfragen würden von Kindern und Jugendlichen aus Wien stammen. Zuletzt wurde vor allem die Beratung via Chat ausgebaut.

Angstzustände statt Liebeskummer

Wie massiv die Belastung von Jugendlichen aktuell ist, zeigen die aktuellen Zahlen, berichtete die Leiterin der Serviceeinrichtung, Birgit Satke: "Die Dramatik und Dringlichkeit der Themen haben in der Pandemie stark zugenommen. Statt über Liebeskummer oder die erste Reise ohne Eltern führen wir verstärkt Gespräche zu Angstzuständen, Essstörungen und Suizid."

Die Anrufe zum Thema Angst hätten im Vergleich zur Zeit vor Corona um 61 Prozent zugenommen, zu Überforderung mit Schule und Home Schooling um 159 Prozent, zu Arbeitslosigkeit um 60 Prozent und zu psychischen Erkrankungen wie Panikattacken oder Depressionen um 45 Prozent: "Die jungen Menschen brauchen jetzt ausreichend psychosoziale Versorgung und Beratung, damit die Corona-Pandemie keine langfristigen Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit hat."

"Nachdem Kinder und Jugendliche ein Jahr lang vieles solidarisch auf sich genommen haben, braucht es jetzt im Gegenzug unsere Solidarität und Unterstützung. Die Gesundheit und Zukunft der Kinder und Jugendlichen müssen Priorität haben", betonte SP-Gemeinderat Gremel, der auch als Kinder- und Familiensprecher der SPÖ Wien fungiert und Präsident der Wiener Jugenderholung ist.

Das Sonderbudget fließt unter anderem in den Ausbau der Chat-Beratung, die derzeit sehr stark gefragt ist, wie es hieß. Sie wird nun dauerhaft täglich von Montag bis Freitag von 18.00 bis 20.00 Uhr anstatt wie bisher nur an drei Tagen pro Woche angeboten.