Der Corona-Impfstoff von AstraZeneca entwickelt sich zum Ladenhüter in den Staaten der Europäischen Union. Wie die "Financial Times" berichtet, sind in Deutschland, Frankreich und Spanien erst Bruchteile der gelieferten Impfstoffdosen verabreicht worden. Als Grund werden Akzeptanzprobleme angeführt. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder schlug indes eine Freigabe des Impfstoffs für alle vor. "Bevor er liegen bleibt, impfen wer will", sagte er der "Bild am Sonntag".

In Frankreich wurden bis Freitag erst 16 Prozent der gelieferten 1,1 Millionen Dosen des britisch-schwedischen Impfstoffs verbraucht, schreibt die "FT". In Deutschland seien es bis Donnerstag nur gut ein Fünftel der 1,45 Millionen Dosen gewesen. Ähnlich sei die Situation in Italien, das eine Million Dosen erhalten hat. In Spanien wurde knapp ein Drittel der eingetroffenen 808.000 Dosen verbraucht. Nach Österreich sind bisher 156.000 Astrazeneca-Dosen geliefert worden. Offizielle Angaben zu den nicht verabreichten Dosen gibt es bisher nicht.

Führenden Politikern wird vorgeworfen, Zweifel am Impfstoff gesät zu haben. So nannte der französische Präsident Emmanuel Macron das Vakzin praktisch unwirksam bei älteren Personen. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel räumte ein, dass es ein "Akzeptanzproblem" gebe.

Konflikt zwischen EU-Kommission und Hersteller

Die Europäische Union hat bei ihrem Impfstoff-Beschaffungsprogramm stark auf AstraZeneca gesetzt. Zu Jahresbeginn gab es einen Konflikt zwischen der EU-Kommission und dem Hersteller, nachdem dieser Lieferzusagen nicht halten konnte. Der Impfstoff ist zwar billiger und leichter zu impfen als die mRNA-Wirkstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna, es gibt aber Zweifel an der Effektivität insbesondere gegen die sich derzeit massiv ausbreitenden Coronavirus-Mutationen.

Zudem raten die Gesundheitsbehörden in mehreren europäischen Ländern, darunter Österreich, aktuell von einer Impfung von älteren Personen mit AstraZeneca ab. Diese sollten aber den Impfplänen zufolge vorrangig geimpft werden.