Angesichts der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan, herrscht größte Gefahr für die Zivilbevölkerung: Masomah Regl ist eine im steirischen Wundschuh lebende und um die Integration anderer Afghanen sehr bemühte Afghanin.

Sie übermittelte der Kleinen Zeitung einen dramatischen Hilfsappell an die österreichische Bundesregierung:

Regl (rechts) und zwei ihrer Familienmitglieder vor Ort
Regl (rechts) und zwei ihrer Familienmitglieder vor Ort © Franz Pfuisi Film & Photography

Die radikalislamische Terrorgruppe Taliban haben Afghanistan eingenommen, gerade eben auch die Hauptstadt Kabul. Dies führte schlagartig zur extremen Preiserhöhung von Lebensmittel, mittlerweile gänzlich geschlossenen Geschäften, Banken, Behörden. Und die Machtübergabe an die Taliban wird zu einer schrecklichen, menschenunwürdigen Lebensrealität vor allem für Frauen und Mädchen führen.

Ich arbeite seit Jahren ehrenamtlich für ein besseres Miteinander von AfghanInnen und ÖsterreicherInnen - konkret in meinem Verein "Fivestones" und setze mich oft bis zur Erschöpfung für andere ein. Nun bin ich diejenige, die verzweifelt um euren Einsatz und eure Hilfe fleht.

Meine Mutter, meine Schwester und ihre Familie, meine älteste Nichte mit ihrem Mann und ihrem Neugeborenen, mein Bruder und seine Familie sind dem Terrorregime hilflos ausgeliefert. Bisher unterstützte ich sie alle von Österreich aus - ich bezahlte Schulausbildungen, unterstützte sie beim Lebensunterhalt, motivierte sie für eine erfolgreiche Zukunft. Nun ist jegliche Hoffnung auf eine Zukunft gestorben. Meine Schwester und ihre Familie konnten kurz vor dem Einmarsch der Taliban Reisepass, Touristenvisum und ein Flugticket in die Türkei organisieren, doch alle privaten Fluglinien haben den Betrieb eingestellt.

Der Mann meiner Nichte arbeitet bei der Landespolizei, er wollte noch länger sein Land verteidigen, obwohl er bereits einmal angeschossen wurde. Doch die Machtübernahme kam viel schneller als angenommen. Nun muss er sich zu Hause verstecken.

Mein Bruder arbeitete eine Zeit lang mit den Amerikanern. Er stellte einen Antrag auf Evakuierung, aber es drängen im Moment Tausende Menschen auf den Flughafen in Kabul, wo kein Bodenpersonal mehr arbeitet, ein riesiges Chaos herrscht - nur ein paar wenige Glückliche schaffen es in ein UN- oder US-Flugzeug, das tatsächlich abhebt.

Holt meine engste Familie raus, bevor das Land wieder ins Mittelalter versinkt! Bitte lasst nicht zu, dass meine kleinen Nichten und Neffen in einem Terrorregime aufwachsen müssen. Meine Familie und ich gehören einer ethnischen und religiösen Minderheit ein, die ohnehin schon verfolgt und massakriert wird.

Bitte evakuiert meine Familie jetzt!

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Infrastruktur wie Strom und Internet von den Taliban zerstört wird - dann verliere ich jegliche Möglichkeit der Kontaktaufnahme zu meiner Familie.

Im Namen der Afghanen in Österreich appelliere ich an die österreichische Regierung: Schickt eine Militärmaschine nach Kabul und holt unsere Familien raus! Viele von uns sind seit Jahren österreichische StaatsbürgerInnen, viele Anträge auf Familienzusammenführung sind gestellt und noch nicht bearbeitet.