Zwei Probleme rund um verschreibungspflichtige Medikamente insbesondere gegen Krebs dürften die EU-Staaten noch länger begleiten, sagen Experten. Es gibt zum Teil einen Mangel an Arzneien, manche wiederum sind überteuert. Die Union und ihre Mitglieder beschäftigen sich schon seit 2016 mit diesem Thema, das auch am Rat der EU-Gesundheitsminister am Montag in Brüssel wieder zur Diskussion ansteht.

Früher hat das Problem eines Medikamentenmangels eher nur ärmere EU-Staaten betroffen, inzwischen gibt es das Phänomen aber in allen Ländern. Sie versuchen teilweise in einer Art von Einkaufsgenossenschaften gemeinsam Medikamente zu kaufen. Österreich tut dies etwa mit den Beneluxstaaten und Irland. Geklappt hat das Vorgehen bisher aber erst bei einem einzigen Medikament, heißt es in Beamtenkreisen.

Monopolartige Unternehmensstellungen

Die Krux hat mehrere Ursachen. Einerseits werden Medikamente von immer weniger Unternehmen produziert, die so immer mehr Marktmacht aufbauen. Fällt die Produktion bei einer Firma aus, gibt es immer weniger Alternativunternehmen. Monopolartige Unternehmensstellungen - Stichwort: Geistiges Eigentum - dürften zudem in der Preisbildung eine Hauptrolle spielen. Andererseits werden die Arzneien zu einem immer größeren Teil in Indien und China, aber zu einem immer kleineren Teil in Europa produziert.

Zugelassen werden Medikamente entweder in einzelnen Ländern oder für die gesamte Europäische Union, was Kennern zufolge zwar teurer, aber schlussendlich auch lukrativer ist. Bei Zulassungen für einzelne Staaten werden eher Länder ausgewählt, wo der Absatzmarkt entsprechend groß ist. Das ist ein Problem für kleinere Staaten wie Österreich.

Eine weitere Erschwernis sind sogenannte Parallelexporte. Der Großhandel liefert innerhalb der EU dieselben Medikamente mit Preisdifferenzen von bis zu 60 Prozent aus. Einzelne Stimmen fordern auch nach punktuellen, vorübergehenden Exportstopps für einzelne Medikamente, wenn sich ein konkreter Mangel abzeichnet, um diesem vorzubeugen. Das würde dem wichtigen Grundsatz des freien Warenverkehrs in der EU widersprechen. Zumindest überlegen EU-Staaten wie Österreich, ein Frühwarnsystem zu installieren, um einem potenziellen Mangel einzelner Arzneien besser vorbeugen zu können.

Kritiker der jetzigen Situation fordern von den Staaten, die Handlungsmacht von den Konzernen wieder an sich zu ziehen. Das dürfe aber nicht dazu führen, dass die Konzerne in der Forschung und Entwicklung zu sparen beginnen.

Den EU-Staaten scheint klar, dass es mittelfristig legislative Maßnahmen braucht. Vorerst versucht man sich weiter anzunähern, um dem Problem künftig wirksam entgegenzutreten. Morgen beim EU-Ministerrat nimmt für Österreich Gesundheitsministerin Brigitte Zarfl teil.