Die Zukunft von Opel war über viele Jahre mehr als ungewiss. Warum man aus dem riesigen Potenzial der Rüsselsheimer so wenig gemacht hat, blieb mir ein Rätsel. Als dann die PSA-Gruppe – also der Peugeot-Citroën-Konzern, der jetzt auch mit Fiat eine gemeinsame Zukunft plant, – den deutschen Autohersteller übernahm, konnte ich mir nicht vorstellen, wohin diese Reise gehen sollte.

Diese Woche wurde dann bekannt: Über eine Milliarde Gewinn, eine Erfolgsprämie wird für alle Opel-Werksmitarbeiter ausbezahlt, in drei Jahren scheint man das Steuer herumgerissen zu haben.

Man muss freilich feststellen: Das ging mit einem beinharten Sanierungskurs einher, bei dem viele Mitarbeiter ihre Jobs verloren, die Modellpalette völlig umgekrempelt wurde und letztlich eine Marke herauskam, die aus dem Baukastensystem der PSA-Gruppe aufgebaut wurde.

Deshalb war für mich die Kernfrage, als ich den Opel Corsa von meinem Kollegen der Mobilitätsredaktion übernahm: Besitzt der Corsa überhaupt noch eine eigene Identität? Ist Opel überhaupt noch spürbar? Also rein in den Corsa, wir hatten bei unseren Testtagen den Peugeot 208 – der auf der gleichen Basis steht – mit dabei.

Beim Außendesign fällt gleich einmal auf: Schnörkellos ist das neue Design geworden, der Corsa wirkt auch dynamischer denn je. Das ist auch eine Folge davon, dass er länger und niedriger bemessen wurde. Die Schnauze gefällt mir außerordentlich gut, das ist schon noch immer Opel.

Wenn man sich ins Auto setzt, sieht man, dass man den Corsa auch auf dieser Ebene bewusst anders positioniert hat als seinen französischen Kollegen. Nehmen wir nur Instrumente und Cockpit: Der Corsa ist hier noch recht klassisch unterwegs (keine Experimente) – ich geb’s ja zu, das gefällt mir. Am auffälligsten hat man aber die fahrerischen Unterschiede herausgearbeitet. Und das halte ich – weil man ja auf der gleichen Basis steht und sich aus einem Baukasten bedient – für eine besonders wichtige Entscheidung. Immerhin war der Corsa fast fertig, als PSA übernahm – das Auto wurde neu aufgesetzt.

Der Corsa federt etwa – im direkten Vergleich – bei ein und derselben Kuppe weniger nach, er suggeriert einen anderen Kontakt zur Außenwelt. Der Corsa ist etwas härter abgestimmt, das muss man auch mögen. Man spürt das Auto anders. Auch die Lenkung überzeugt. Selbst der 130-PS-Dreizylinder klingt nicht so dominant, wenn man voll beschleunigt. Klar untersteuert das Auto, wenn man es überfordert – aber auch hier hat man ein gutes Maß erwischt.

Opel ist eine andere Marke geworden, daran gibt es nichts zu rütteln. Das ist die eine Seite. Die andere: Der PSA-Konzern und seine deutsche Dependance bauen Autos, die einen eigenen Charakter, einen gewissen Opel-Charakter besitzen. Hoffentlich hält man diesen Kurs.

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