Schaffen wir es bis Klosterneuburg? In Graz zeigten die Batterien noch 270 km Reichweite an, aber die Autobahn, die Auffahrt auf den Wechsel, das kostet Energie. Man fährt nur noch einen Hunderter und ist trotzdem auf einer emotionalen Achterbahn unterwegs. Im Hinterkopf spielen die Gedanken mit dem Wort Liegenbleiben. Bitte nicht.

Es passiert eh nicht, man muss sich nur an einen anderen Rhythmus gewöhnen, der e-tron hat genauso seine kritische Schwelle wie andere Elektro-Autos: Bei Tempo 130 bauen seine Batterien schneller ab, also Tempo drosseln, und gleich stabilisiert sich der Bordcomputer. Und unser Nervenkostüm. Der e-tron wiegt 2,5 Tonnen, die Masse und der Luftwiderstand fordern ihren Tribut.

Zweiter Versuch, Graz-Klagenfurt und retour. Irgendwie ist man souveräner, wenn man die Angaben des Bordcomputers beäugt: Ausgangspunkt 335 km Reichweite, mit Klimaanlage und Anfahrt bei frischen 9 Grad Celsius sind's plötzlich nur noch 299. Also, Klima aus. Und dann vergibt der Bordcomputer je nach Steigung, Speed und Baustelle seine Meldungen wie ein Orakel. Fast mystisch, wie die Reichweitenangaben differieren. Also, wegschauen, das Fahren genießen.

Was der Audi kann, ist nämlich beeindruckend: Ein Hightech-Labor, begleitet von einem kommoden Fahrwerk, das fein abrollt, viel Platz und einer perfekten akustischen Abschottung von der Außenwelt. Die Bedienvielfalt lässt außerdem jeden Nerd auf den Bildschirmen und Touchscreens Abbitte leisten. Was der e-tron zudem schafft: Das Fahrgefühl des Allradlers ähnelt trotz aller E-Auto-Attitüden eher einem Verbrenner. Nur die Lenkung könnte gefühlvoller sein.

Zum Schluss fleht der Bordcomputer, den wir auch nach der Klagenfurt-Tour nicht mehr beachtet haben, bei 17 Kilometer Rest-Reichweite: „Achtung, Fahrleistung begrenzt ... Bitte laden.“ 312,3 plus 17 Kilometer Rest-Reichweite machen 329,3 Kilometer, nicht einmal sechs Kilometer weniger als angegeben. Also, wozu die Aufregung? Selbst die unterschiedlichen Reichweitenverluste, wenn man die Klimaanlage einschaltet, lassen einen kalt. Oder so.

Man lernt halt mit dem e-tron und der Intelligenz des Autos umzugehen. Über Schaltpaddles kann zusätzlich rekuperiert oder das Auto rollen gelassen werden, es hilft sogar ein eigenes, schlaues Assistenzsystem. Nur das echte Segeln ist schöner.

Da wäre dann noch das Laden. 29:55 Stunden an einer 3,7-kWh-Steckdose, da wird es zäh. Bei einer 50-kWh-Ladestation in Wien (bei etwas höherer Rest-Reichweite) lädt man 1,21 Stunden für 40,18 Euro. Mit App-Erstanmeldung sitzt man fast zwei Stunden, weil die Ladestation mehrmals abbricht, damit man sie nicht zu lange blockiert. Zwei Tesla- und einen E-Golf-Fahrer haben wir in der abendlichen Wiener Kälte vertröstet.

Klar ist: Das Netz an Schnellladestationen wird enger gewoben, Geduld ist gefragt. Genauso wie für sich selbst. 376 km Reichweite - Stand beim letzten Ladevorgang im Bordcomputer. Spricht für unsere neue Fahrweise. Und, ja, für den e-tron.

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