Sind Sie einmal mit einem Elektro-Auto auf der Autobahn gefahren? Vielleicht bergauf, mit voll aktivierter Klimaanlage? Dann wissen Sie: Jedes E-Auto hat seine kritische Grenze, an der sein Stromverbrauch überproportional ansteigt. Da ist Tempo 80 bis maximal 110 angesagt und es wird noch fader als sonst auf der Autobahn.

Außerdem: Der Faktor Mensch und das durch die Batterie schwerere E-Auto sind zu Umweltfaktoren geworden. Je sanfter und vorausschauender der Fahrstil ist, desto stärker reduziert man Reifen- und Bremsenabrieb.

Die Lösung für diese Probleme wird vielen gefallen – und vielen nicht. Es ist das autonome Auto, ein zentraler Baustein einer klimafreundlichen Mobilität. Volkswagen startet 2025 sein Projekt mit autonomen Elektro-Bullis (ID Buzz).

Man kennt außerdem Preisvorstellungen, wenn man sein Privatauto autonom fahren lassen möchte. Sieben Euro pro Stunde soll es etwa kosten, rechnet man bei VW hoch, wenn man die Funktionen nicht fix erworben hat, sondern online freischalten möchte. Ab 2028/29 soll das autonome Auto international Fahrt aufnehmen.

Mario Hirz von der TU Graz beschäftigt sich mit dem Thema als zukunftsweisender Kopf auf mehreren Ebenen (Mechatronik, Fahrzeugsicherheit etc.). Nimmt man alle Handlungsstränge auf, steht am Ende immer das autonome Auto.

Er forscht und unterrichtet auch in den USA, hat eine Lehrveranstaltung in Shanghai, und sagt: „In Kalifornien kann man schon heute um eine Testlizenz für autonome Testfahrzeuge ansuchen, in denen gar kein Mensch mehr im Auto sitzt. Die Google-Tochter Waymo bietet schon Taxifahrten ohne Fahrer an“, und: „VW-Chef Diess geht davon aus, dass die US-amerikanischen Unternehmen ein bis zwei Jahre Vorsprung haben. Das klingt nicht viel. Aber in zwei Jahren passieren auf so einem Gebiet extreme technologische Sprünge.“

Auch Asien sei weiter bei der Umsetzung. Gemeinsam mit dem Grazer High-Tech-Unternehmen AVL List habe die TU Graz hier schon autonome Prototypenfahrzeuge aufgebaut.

In Europa und Österreich gebe es gute Projekte (Alplab) oder führende Unternehmen/Netzwerke in Sachen Sensortechnik (AMS, Infineon, Silicon Alps). Aber in Europa würden strengere Rahmenbedingungen herrschen, was die Umsetzung auf der Straße betrifft.

Mit oder ohne Lenkrad? Beim autonomen Fahren Level vier gibt es noch ein Lenkrad – beim Level 5 ist das nicht mehr der Fall. „Wir sind zurzeit in Kooperation für einen internationalen Kunden ein Fahrzeug mitzuentwickeln, das kein Lenkrad mehr hat“, verrät Hirz.

Keine Utopie mehr: Amazon-Tochter Zoox fährt mit ihrem E-Transportbus ohneLenkrad und Cockpit vor. Dieses Fahrzeug soll schon in den nächsten zwei Jahren in Kalifornien unterwegs sein. Auch Google-Tochter Waymo arbeitet an solchen Projekten.

Hirz: „In den USA und in China werden wir in den nächsten zwei Jahren Level 4 und 5 auf der Straße haben.“ Bis man die manuell gelenkte Flotte „ersetzen“ könne, dauere es aber. „Der ADAC rechnet mit 30 bis 40 Prozent autonomer Fahrzeuge im Jahr 2050.“

Die ersten Anwendungsbereiche ab 2025? Abholdienste, Logistik.
„Ab 2030 und 2040 wird sich die Mobilität stark wandeln“, analysiert Hirz.

Die Klimaziele seien ein Beschleuniger. Auch bei öffentlichen/halböffentlichen autonomen Fahrzeugkonzepten für die Stadt. „Im Stau zu stehen ist nicht befriedigend. Fährt man autonom, kann man noch etwas nebenbei machen“, erklärt Hirz trocken.

Das Auto werde über Algorithmen, Benutzerprofile erkennen, wie man sich gerne fahren lässt. Dynamischer oder sanfter, etwa. Und das Auto mutiere zu einer Art rollender Wünsch-dir-was-Sendung. „Die IT-Konzerne sehen ein Geschäftsmodell mit den Daten. Wenn Sie etwa ein autonomes Taxi rufen und noch schnell Blumen kaufen wollen: Wo, glauben Sie, wird dieses autonome Auto stehen bleiben? Bei dem Blumenladen, der dafür zahlt, dass die Autos zu ihm gelenkt werden.“ Wie heute schon Googlewerbung nach Suchanfragen auf dem Computer eingespielt wird.

Entscheidend sei die Koppelung über das Smartphone. Das Handy-Nutzerprofil (Abos, von Youtube bis zur multimedialen Tageszeitung) werde volley vom Auto übernommen.

So wird die Autofahrt, salopp ausgedrückt, auf großen Bildschirmen zum digitalen Heimspiel.

Das Thema Überwachung sei heikel, in Europa (aufgrund der Gesetzgebung) aber weniger als in den USA und China. Etwa, wenn man die Kamera-/Sensorensysteme eines autonomen Autos aktiviere, um die Überwachung seines Hauses um die „Augen und Ohren“ des Autos erweitere. Da geraten auch harmlose Spaziergänger ins Blickfeld. Hier sind rechtliche Anpassungen noch unbedingt notwendig.

Und das Thema Sicherheit? Es gebe schon noch Entwicklungsbedarf, auch wenn immer wieder fabelhafte Statistiken an die Öffentlichkeit gelangen.

Etwa, dass autonome Systeme eines forschenden Anbieters nur alle 50.000 km in gefährliche Situationen kommen würden. Dieser Anbieter hat seine Autos zwischendurch in der Wüste im Kreis fahren lassen, wo naturgemäß nicht so viel passiere, so Hirz.